Magie? Illusion!

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In "Der Trick" erzählt Emanuel Bergmann abwechselnd die Geschichte der Goldenhirschs, die im Prag zu Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt, und die Geschichte von Max Cohn und seiner Familie im gegenwärtigen Los Angeles. Die Geschichte fängt damit an, wie Rabbi Laibl Goldenhirsch, der aus dem Ersten Weltkrieg zurückkommt, durch ein „Wunder“ Vater wird. Klar, dass er nicht der Vater ist und doch kann er wegen eines himmlischen Zeichens nicht umhin, den Jungen als seinen Sohn anzunehmen. Doch Mosche ist ein kränkliches, eher stilles Kind, das sich selbst genügt. Seine Mutter Rifka kümmert sich so sehr um ihn, dass sie kaum bemerkt, wie krank sie selbst ist und relativ kurz darauf stirbt. Als Laibl nach ihrem Tod beginnt, zu trinken und Mosche zu schlagen, entfernt sich Mosche zunächst psychisch immer mehr von seinem Vater und haut nach einer Begegnung mit der Magie ab. Der 11-jährige Max Cohn dagegen lebt knapp hundert Jahre später und muss erleben, dass seine Eltern sich scheiden lassen wollen. Gerne würde er die Trenngung der Eltern und den Auszug seines Vater verhindern, doch genau da fällt ihm etwas in die Finger, das Max für die Rettung hält: eine Schallplatte mit einem Zauberer auf dem Cover, dem großen Zabbatini. Als er liest, dass Zabbatini einen Liebeszauber beherrscht, glaubt er, seine Eltern mithilfe der Magie wieder zusammenbringen zu können. Doch so einfach ist es nicht, denn an der entscheidenden Stelle hängt die Platte und Max beschließt, Zabbatini zu finden – und das gelingt ihm auch. Von dem Moment an, wo Max und Mosche sich begegnen, also nach ca. einem Viertel der Geschichte, ist klar, wohin die Geschichte – zumindest grob – steuert. Und von diesem Zeitpunkt an dümpeln die Handlungsstränge mit dem einen oder anderen erheiternden oder auch traurigen Moment vor sich hin – bis es gegen Ende noch mal spannender wird.

Erfreulich ist zunächst Bergmanns Stil, der dem Leser auch mal komplexe Sätze gönnt. Außerdem schreibt Bergmann in den Passagen, in denen er von Laibl Goldenhirsch erzählt, mit dem typisch jüdischen Witz, wie man ihn u. a. von Woody Allen kennt. Ganz nebenbei und später auch deutlicher wird die jüdische Geschichte erzählt. Allerdings „verbraucht“ sich der Stil im Laufe der Lektüre doch – vielleicht war die Geschichte über zwar sehr unterschiedliche Lebensgeschichten, die doch einige Parallelen aufweisen und die Zauberei auch einfach nur zu lang …

Diogenes hat nicht erst einen großartigen Autor aus dem Hut gezaubert – bei Bergmann ist dies meiner Meinung nach nicht gelungen. Der Autor und das Buch sind nicht schlecht, aber die Magie sprang bei mir nicht über – für mich war's eher Illusion.