Die intime Revolution
“Denn wenn man aufwächst in emotionaler und sinnlicher Ödnis, wenn dieser Sinn und jener ungenutzt bleibt, dann ist der späte Hunger groß.” Gabriele von Arnims Hunger ist ohne Zweifel unersättlich. Jede Seite, jeder Satz in Der Trost der Schönheit läuft über vor Hunger. Hunger nach Leben. Hunger nach Liebe. Vor allem aber: Hunger nach Schönheit.
Die Seiten fließen dahin wie ein Bachlauf, der bisweilen zu einem reißenden Strom wird. Ohne Kapitel und ohne Schubladen. Ohne Kategorien schafft sie es, sich nie in selbstverliebter Eigenbetrachtung zu verlieren. Ihr mäandernder Stil streift mit unglaublicher Leichtigkeit von Politik über Erinnerungskultur, verweilt einige Absätze bei der Architektur unserer Großstädte und mündet schließlich in die Fotografie. Doch immer wieder ist es die Literatur, die auf kleinen Inseln aus dem Strom ihrer Worte auftaucht, sich zu Wort meldet. Als Gedicht, als Essay oder Roman. Sie ist der rote Faden, der sich wie Seide durch die Seiten des Buches zieht.
Sie übt Kritik. Vor allem an sich selbst. Darf man in Zeiten des Krieges noch Cappuccino trinken? Oder sich in die Fluten des Mittelmeers stürzen, die so viele Menschen mit sich in den Tod gerissen haben? Sie gibt keine ausformulierten Antworten. Sie stellt den Zweifeln in den Raum und sät damit den Keim zur Selbstreflexion. Ihre Waffe sind schneidend scharfe Komposita: Sie spricht von FastNichtGläubigen, dem HerrSein oder gar der AgapantenSchönheit. Diese Wortbilder schneiden gerade deshalb so scharf, weil sie weder für sich kämpfen, noch in aller Härte zusammenstehen. Sie sind sanft - und sickern damit umso tiefer ins Bewusstsein der Leserin.
Ihre Kritik ist sanft, aber bestimmt, gerade weil sie bei sich selbst beginnt. Sie schreibt über ihre kalte Mutter, über den durch Abwesenheit glänzenden Vater. Vor allem aber schreibt sie über sich selbst, über ihr tiefes Bedürfnis nach Zuwendung. Sie schreibt über die humpelnde Dicke aus Kindertagen, über die opiumbenebelte Braut und immer wieder über die Mauer aus Schweigen in ihrer Familie. So zu schreiben erfordert Mut und in ihrem Mut keimt die Hoffnung darauf, dass man sich befreien kann aus dem Korsett aus Kindertagen.
Der Trost der Schönheit lässt die Leserin hungrig zurück. Gierig macht sie sich Notizen, will alles und noch mehr in sich aufsaugen. Es ist eines dieser Bücher, bei denen man merkt, wie sie einen verändern. Plötzlich hat man das Gefühl, die ewig selben Gebäude in seiner eigenen Straße mit anderen Augen zu sehen, nimmt die kleinen Stiefmütterchen in Nachbars Vorgarten wahr oder das Vogelgezwitscher auf dem Weg zur Arbeit. So kommt es am Ende der Lektüre zu einer kleinen, intimen Revolution - und da aller Anfang bei jeder Einzelnen beginnt, erscheint plötzlich ein Silberstreif am Horizont.
Die Seiten fließen dahin wie ein Bachlauf, der bisweilen zu einem reißenden Strom wird. Ohne Kapitel und ohne Schubladen. Ohne Kategorien schafft sie es, sich nie in selbstverliebter Eigenbetrachtung zu verlieren. Ihr mäandernder Stil streift mit unglaublicher Leichtigkeit von Politik über Erinnerungskultur, verweilt einige Absätze bei der Architektur unserer Großstädte und mündet schließlich in die Fotografie. Doch immer wieder ist es die Literatur, die auf kleinen Inseln aus dem Strom ihrer Worte auftaucht, sich zu Wort meldet. Als Gedicht, als Essay oder Roman. Sie ist der rote Faden, der sich wie Seide durch die Seiten des Buches zieht.
Sie übt Kritik. Vor allem an sich selbst. Darf man in Zeiten des Krieges noch Cappuccino trinken? Oder sich in die Fluten des Mittelmeers stürzen, die so viele Menschen mit sich in den Tod gerissen haben? Sie gibt keine ausformulierten Antworten. Sie stellt den Zweifeln in den Raum und sät damit den Keim zur Selbstreflexion. Ihre Waffe sind schneidend scharfe Komposita: Sie spricht von FastNichtGläubigen, dem HerrSein oder gar der AgapantenSchönheit. Diese Wortbilder schneiden gerade deshalb so scharf, weil sie weder für sich kämpfen, noch in aller Härte zusammenstehen. Sie sind sanft - und sickern damit umso tiefer ins Bewusstsein der Leserin.
Ihre Kritik ist sanft, aber bestimmt, gerade weil sie bei sich selbst beginnt. Sie schreibt über ihre kalte Mutter, über den durch Abwesenheit glänzenden Vater. Vor allem aber schreibt sie über sich selbst, über ihr tiefes Bedürfnis nach Zuwendung. Sie schreibt über die humpelnde Dicke aus Kindertagen, über die opiumbenebelte Braut und immer wieder über die Mauer aus Schweigen in ihrer Familie. So zu schreiben erfordert Mut und in ihrem Mut keimt die Hoffnung darauf, dass man sich befreien kann aus dem Korsett aus Kindertagen.
Der Trost der Schönheit lässt die Leserin hungrig zurück. Gierig macht sie sich Notizen, will alles und noch mehr in sich aufsaugen. Es ist eines dieser Bücher, bei denen man merkt, wie sie einen verändern. Plötzlich hat man das Gefühl, die ewig selben Gebäude in seiner eigenen Straße mit anderen Augen zu sehen, nimmt die kleinen Stiefmütterchen in Nachbars Vorgarten wahr oder das Vogelgezwitscher auf dem Weg zur Arbeit. So kommt es am Ende der Lektüre zu einer kleinen, intimen Revolution - und da aller Anfang bei jeder Einzelnen beginnt, erscheint plötzlich ein Silberstreif am Horizont.