Die Chroniken aus tausendundeiner Nacht

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Khirin stammt aus den Armenvierteln von Quur und schon so einiges erlebt. Aufgewachsen ist er mit Abenteuergeschichten, die er als junger Mann gemeinsam mit seinem Vater selbst in zwielichtigen Kneipen vorträgt. Als er versklavt wird, erzielt sein Verkauf auf dem Sklavenmarkt eine Rekordsumme. Warum ihn jemand für einen so hohen Preis kauft, versteht er selber nicht. Und nun sitzt er in einer Gefängniszelle und erzählt einer Gestaltwandlerin seine Geschichte.

Ein bisschen erinnert „Der Untergang der Könige“ von Jenn Lyons an die Märchen aus tausendundeiner Nacht. Nur, dass hier nicht Scheherezade erzählt, sondern ein junger Mann, der sich seine eigene Geschichte selbst nicht so ganz erklären kann. Und während er in seiner Kerkerzelle sitzt und erzählt, steigt seine Bewacherin Klaue mit in die Geschichte ein, was die Lücken von Khirins Erzählung füllt. Die Autorin verbindet so ziemlich geschickt zwei Sichtweisen auf einen Handlungsstrang, was dazu führt, dass Protagonist Khirin deutlich differenzierter dargestellt wird. Und dann kommt noch der Chronist D'Lohr hinzu, der beide Erzählperspektiven mit Fußnoten versieht, wodurch Jenn Lyons Khirins und Klaues Geschichten auf eine Metaebene hebt.

Erzählerisch hat „Der Untergang der Könige“ einiges zu bieten. Und auch an Charakteren hat die Autorin nicht gespart. In Anbetracht des Seitenumfangs ist es daher manchmal nicht ganz einfach, beim Lesen den Faden zu behalten. Allerdings sorgt dies auch dafür, dass man der Geschichte deutlich konzentrierter folgt, was allerdings auch nicht schwer ist, denn Jenn Lyons beweist nicht nur erzählerisches Können, sondern zeigt auch, dass sie den fantastischen Weltenbau bestens beherrscht.