Die letzten Bowmans

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swansea Avatar

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Lyle Bowman mag Süßigkeiten und möchte sich einen Schokoriegel im nahen Laden kaufen; doch durch eine folgenschwere Verwechslung eines Trinkgefäßes sollte es nicht mehr dazu kommen...
Auf der Beerdigung des Vaters wartet Bill auf seinen Bruder Greg, der in den USA lebt, wo er an einer Uni Geschichte lehrt und bereits früher alles besser wusste, weshalb die Brüder über 7 Jahre lang zerstritten waren und nicht miteinander sprachen.
Fast hätte Greg die Hochzeit von Billy torpediert, was ihm Jean, seine Schwägerin, bis heute nicht verziehen hat. Katy, die 7jährige tanzwütige Tochter der beiden, fragt sich, weshalb sie ihren Onkel Greg nicht besonders gut kennt..
Greg zieht nach zwei Tagen bei Billy in das gemeinsame Elternhaus, in dem Lyle viele Jahre nach dem Tod der Mutter alleine lebte und will sich an die Reparaturen begeben, die vor dem Verkauf des Hauses erforderlich sind. Mit Hilfe von Gregs Whiskey und einer Flasche Rotwein nähern sich die Brüder vorsichtig an und eines Abends hört Greg eine wohlbekannte Stimme, mit der er wöchentlich telefonierte: Seinen Vater!

Lyle hat im Jenseits ausgehandelt, dass er 20 Tage "Heimaturlaub" bekommt, um die familiären Angelegenheiten zu regeln, zu denen er im Leben nicht mehr kam: Nur Greg, der jüngste Sohn kann ihn sehen und mit ihm reden: Lyle instruiert nun seinen Sohn, die Familie zu retten und Zerwürfnisse aus der Welt zu schaffen...

"Es gibt Bücher, die liest man mit einem Lächeln im Gesicht. DIESES ist definitiv so eines" (Auszug Klappentext)

Dem kann ich mich nur anschließen, habe ich schon lange kein solch' witziges, kurioses, sprachlich geniales und pointiertes Buch mehr gelesen! Der Stil des Autors, in die er diese herzzerreißende Geschichte und famose Buchidee fasst, ist urkomisch, stellenweise slapstickhaft und von einer unglaublichen Situationskomik und Virtualität, dass es einen als Leser vor Lachen fast aus den Puschen haut! (Ähnlichkeit mit neurotischen Familienangehörigen à la Woody Allan-Filme sind rein zufällig; nur noch besser ;) )
Die facettenreichen Figuren wie Greg, Billy und Jean, Katy, Mrs. Turner, die 'christliche' Nachbarin, Syd, der beste Freund Lyles sowie besonders Onkel Fred, der eine Vorliebe für den Wilden Westen hat, sind mit feinem Humor und köstlich ironischem Unterton gezeichnet. Zudem wirken die Neurosen der Hauptprotagonisten wie 'voll aus dem Leben gegriffen' und machen sie umso sympathischer; mit Ausnahme von Jean vielleicht..

Fazit:

Eine Romanidee, die wohl kaum noch gelungener hätte umgesetzt werden können, an Humor und der Köstlichkeit ungeahnter Lesefreuden ist er kaum zu überbieten! Die ironische und virtuose Sprachfreudigkeit des Autors hat mich wirklich umgehauen und ich danke ihm für Lesestunden, die an Humor wie auch Tiefgang kaum zu übertreffen sind und dem Leser verdeutlichen, dass er womöglich nicht alleine damit ist, "verhaltensoriginelle Verwandte" in der Familie zu haben, die dennoch liebenswert sind ;)
Ein literarisch und stilistisch "vom Feinsten" gelungener Roman und eine unvermutete "Wiederkehr aus dem Jenseits" - allerdings mit Deadline von20 Tagen ;) - mit der Erkenntnis, dass es sich lohnt und das Leben einer jeden Familie bereichert, offen und ehrlich miteinander umzugehen und das am besten noch zu Lebzeiten!
Von mir für diesen literarischen Glücksgriff 5 Sterne (die hier locker verdoppelt werden könnten ;) und ein thank you, Mr. Henderson - I hope to hear from you soon! sowie an den Diogenes-Verlag für die Veröffentlichung dieses wundervollen Romans!