Von durchgeknallten Typen, einem Geistervater in Frauenkleidern und der Angst vor Füßen

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blomster78 Avatar

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Das Buch beginnt mit dem tragischen weil versehentlichen Tod Lyle Bowmans . Die sich anschließende Trauerfeier ist mehr schlecht als recht besucht und alle anwesenden Personen haben ihre eigene, ganz verschrobene Sicht auf die Dinge, das Leben und den Verstorben.
Lyles Sohn Greg, der seit Jahren in den USA lebt, verbringt einige Wochen im väterlichen Haus und erlebt dabei nicht nur manch haarsträubenden Auftritt seines ihm als Geist erscheinenden Vaters, sondern soll in dessen Auftrag auch versuchen, die Familie wieder zusammenzuführen. Dazu muss er sich nicht nur mit seinem Bruder Billy zusammenraufen sondern entdeckt auch das ein oder andere Geheimnis in der Familie.

Die Übersetzung des Titels finde ich völlig daneben. Obwohl der Vater als Geist erscheint und nochmals für einen begrenzten Zeitraum zurückkehrt, „fällt“ er nicht vom Himmel und nimmt auch inhaltlich nicht genügend Raum ein, um als Titelfigur benannt zu werden.
Das übersinnliche Element hat mir nicht so gut gefallen, die Handlung hätte sicher auch auf anderem Wege angestoßen werden können; gut fand ich aber, dass diese Szenen nicht zu sehr im Fokus des Romans stehen und mich doch auch zuweilen ziemlich erheitert haben.

J. Paul Hendersons Buch ist voller feinem, oft etwas hintergründigem aber britischem Humor, die ganze Geschichte ist skurril-verrückt und tragikomisch bis makaber. Das Erstaunliche ist, dass bei aller Skurrilität die Personen, ihre „Probleme“ und auch ihr Zusammenspiel so lebensnah geschildert sind, dass sie irgendwie doch wie eine ganz normale Familie wirken.
Es gibt im Buch ein paar Lebensweisheiten, die aber weder zu viel noch belehrend daherkommen. Die Formulierungen sind - durchaus auch bei Nebensächlichkeiten - großartig und mit Liebenswürdigkeit verfasst: „Die Zahnbürste seines Vaters steckte immer noch in ihrem Metallhalter über der rosafarbenen Toilette; die Borsten waren abgenutzt und standen ab, und am Griff klebten Zahnpastareste wie Korallen an einem Riff.“ (S.79/ 80)
Mich hat der Schreibstil und auch die Art des Inhalts an (den sehr verehrten und hochgeschätzten) John Irving erinnert, was das Buch zu einem noch größeren Lesevergnügen für mich gemacht hat. Henderson versteht es noch nicht ganz so virtuos detailliert zu beschreiben ohne ins Belanglose abzudriften – manche Stellen waren mir ein wenig zu langatmig und nichtssagend, wenngleich für die Persönlichkeitsdarstellung der Protagonisten wichtig.