Anklänge an Conan Doyle

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
singstar72 Avatar

Von



Was für eine Überraschung! Natürlich kenne ich die Krimis von Hakan Nesser. Aber diese Leseprobe begann so ganz anders! Der Krimi-Aspekt erschließt sich hier erstmal noch nicht. Vielmehr habe ich öfters herzhaft gelacht! Der Stil ist unglaublich humorvoll; die Sprache sprüht vor Witz und Ironie.

In einem ersten Handlungsstrang erfährt man von zwei benachteiligten schwedischen Schuljungen aus den 50erJahren. Beide sind Linkshänder, und somit Außenseiter. Sie gründen eine Art „Verein“, um sich zumindest intern gegen ihren Status zu wehren. Das liest sich erstmal wie eine Biographie, eine Geschichte des Aufwachsens in den 50ern. Nur ein ganz kleiner Verdacht hatte sich bei mir eingeschlichen – nämlich an der Stelle, als die beiden Jungen überlegen, dass man ihre strenge Lehrerin beseitigen müsse…

Der zweite Handlungsstrang spielt Anfang der 90er Jahre. Ein junger Mann, Qvintus, eine sozusagen „gescheiterte Existenz“ mit unstetem Privatleben, erhält einen rätselhaften Brief. Und zwar ausgerechnet von jenem „Verein der Linkshänder“, der im ersten Abschnitt nur angedacht war! Aha, haben die beiden Jungen den Verein also allem Anschein nach tatsächlich gegründet… Das Verhalten des Empfängers ist allerdings rätselhaft. Er freut sich nicht etwa, von alten Kameraden zu hören. Eigentlich möchte er zu dem Treffen nicht gehen. Er scheint Angst zu haben. Und es geistern rätselhafte Erinnerungsfetzen durch seinen Kopf. Die Verdachtsmomente aus dem ersten Abschnitt haben sich hier bei mir erhärtet. War der gegründete Verein also doch nicht ganz sauber…? Kein „Dumme-Jungen-Streich“…? Haben sie ein Verbrechen begangen…?

Im dritten Handlungsstrang im Jahre 2012 wird es vollends rätselhaft. Einerseits habe ich mich sehr stark amüsiert. Die Betrachtungen von van Veeteren und seinem schachspielenden Freund über das Alter sind doch zu köstlich! Zwei grantelnde alte Herren, die mich irgendwie an die „Muppet Show“ erinnert haben. Doch dann erhält van Veeteren eine Nachricht von einem ehemaligen Kollegen über einen „alten Fall“. Jetzt kann man als Leser wieder nur vermuten. Geht es um diesen Qvintus? Um den „Verein der Linkshänder“? Ist Qvintus doch zu dem Treffen gefahren? Und was ist mit ihm geschehen…?

Das Ganze stößt in mir Anklänge an Conan Doyle an. Ich denke da nicht zuletzt an den „Club der Rothaarigen“, der ja auch nur zum Schein gegründet worden war, um ein geplantes Verbrechen zu vertuschen. Auch die Tatsache, dass einer der damals Beteiligten Jahre später einen rätselhaften Brief erhält, erinnert an Conan Doyle (zum Beispiel „Die fünf Orangenkerne“).

Ich bin ungeheuer neugierig und gespannt auf dieses Buch! Es scheint ein wenig aus dem Rahmen der üblichen van-Veeteren-Krimis zu fallen. (Spannend wird natürlich auch noch die Begegnung mit seinem Amtsnachfolger Barbarotti werden…!) Falls ich es nicht gewinne, würde ich es mir sogar kaufen. Schon allein die Sprache und der Witz waren einfach umwerfend!