Indolente Knaben

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clematis Avatar

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Der 75. Geburtstag steht Kommissar Van Veeteren bevor. Während er eine Flucht vor unzähligen Glückwünschen plant, kontaktiert ihn ein früherer Kollege, da es neue Erkenntnisse zu einem mehr als zwanzig Jahre zurückliegenden Fall gibt. Der vermeintliche Mörder, der vier Freunde aus dem „Verein der Linkshänder“ durch einen Brandanschlag getötet haben soll, wird selbst nach so langer Zeit erschlagen aufgefunden. Offenbar haben der legendäre Van Veeteren und Kommissar Münster damals ganz und gar versagt und voreilig falsche Schlüsse gezogen. Noch komplizierter wird die Angelegenheit bald darauf mit einer weiteren Leiche. Inspektor Barbarotti ermittelt und die Intuition Van Veeterens darf nicht ignoriert werden…

Hakan Nesser hat diesen Roman in drei große Teile gegliedert. Während im ersten Abschnitt unterschiedliche Zeitebenen betrachtet werden – Oosterby ab 1957, Oosterby im Herbst 1991 und Maardam im Oktober 2012 und Vergangenes mit der Gegenwart verknüpft wird, so spielen die weiteren beiden Teile im Oktober / November 2012 und schildern den Verlauf der Ermittlungen. Obwohl der Roman recht lang ist und viele kleine Details beleuchtet, so erscheint mir nichts unnötig oder langweilig. Schon der Beginn, als der Schulalltag in Oosterbys Volksschule beschrieben wird, hat mich gefesselt und neugierig werden lassen auf die drei Burschen und Lehrerin Bolster, die „sich nicht erinnern konnte, in ihrer langen pädagogischen Laufbahn jemals einem leistungsschwächeren Trio als diesen indolenten Knaben begegnet zu sein“.

So wird der Leser gefesselt von einem ausgezeichneten Schreibstil und mit klaren und sachlich-nüchternen Worten entführt in ein abgelegenes kleines Dorf, in dem die Geschichte ihren Ausgang nimmt. Logisch, übersichtlich und konsequent stellt Nesser die einzelnen Figuren vor, sowohl die Mitglieder des Linkshändervereins als auch Van Veeteren und seine Frau Ulrike, die in spannender Weise über den Fall diskutieren und so der Lösung gemeinsam mit den aktuellen Ermittlern Schritt für Schritt näher kommen.
Die häufigen Zeitsprünge im ersten Teil steigern die Spannung und dank genauer Kennzeichnung der Kapitel mit Ort und Zeit behält der Leser immer den Überblick über alle Geschehnisse. Verschiedene Verdächtige tauchen auf, bis aber der wahre Mörder samt passendem Motiv gefunden ist, dauert es doch ein wenig.

Als Freund von weniger blutrünstigen Krimis, wo der Schwerpunkt eher auf Ursache und Lösungsfindung liegen, hat mich dieser Roman sehr gut unterhalten und dazu inspiriert, mir auch frühere Bände aus der Van Veetern-Reihe anzusehen.

Von mir gibt es fünf Sterne und eine Leseempfehlung, sofern man sich nicht von mehr als 600 Seiten Vergnügen abschrecken lässt.