Kommissare auf dem Holzweg

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takabayashi Avatar

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Ein alter Fall, der gelöst schien, wird plötzlich - 30 Jahre später - wieder aktuell, als die Leiche des für den Täter gehaltenen Mannes auftaucht: nach der Obduktion ist klar, dass auch er bereits seit 30 Jahren tot ist. Kommissar Van Veeteren ist längst im Ruhestand und plant gerade seinen 75. Geburtstag, aber da er damals der ermittelnde Kommissar war, wenden die Kollegen sich an ihn.
In den späten 50er Jahren wurden linkshändige Kinder noch dazu gezwungen, zum Schreiben ihre rechte Hand zu benutzen. Eine Gruppe von derart malträtierten Schülern schließt sich zum Verein der Linkshänder zusammen - 4 Jungen und 2 Mädchen, die eineiigen Zwillingsschwestern Clara und Birgitte. Als sie schon kurz vor dem Schulabschluss standen, betätigten sich die beiden Mädchen als Babysitter für Madeleine, die Tochter einer sehr wohlhabenden Familie. Das Kind wird entführt und getötet - danach fällt der Linkshänderverein auseinander.
Aber 1982 ruft eines der ehemaligen Mitglieder die Gruppe zu einem Treffen in ihrer Heimatstadt zusammen. Nur Clara nimmt teil, Birgitte hatte sich schon vorher von der Gruppe entfernt. Allerdings nimmt sie dann doch teil in Vertretung ihrer Schwester (und als diese auftretend), die das Wochenende mit ihrem Geliebten verbringen will. Die Pension, in der das Treffen stattfindet, brennt in dieser Nacht ab. Man findet 4 Leichen und hält entsprechend das fünfte Mitglied für den Täter. Diese Theorie ist aber nun nach dem Leichenfund von 2012 hinfällig. Und Van Veeteren beginnt - mit Unterstützung seiner Lebensgefährtin - wieder zu ermitteln. Zu einem späteren Zeitpunkt gibt es noch einen weiteren Mord in Schweden, der mit der ursprünglichen Tat zusammenzuhängen scheint, und Nessers anderer Kommissar, Barbarotti, beteiligt sich an den Ermittlungen. Die Kommissare verfolgen viele Spuren und Theorien, die sich immer wieder als falsch erweisen - ein ungeheuer verzwickter Fall!
Ich hatte bisher erst einen Einzelkrimi von Nesser gelesen, "DER FALL KALLMANN", den ich außerordentlich gut fand. An dessen Niveau kommt dieser Roman nicht ganz heran. Die Van Veeteren und Barbarotti-Serien kenne ich nicht und kann daher keine Vergleiche ziehen. Das erste Drittel ist zwar nicht langweilig, aber etwas zäh, ich bin mit dem Lesen nicht sehr schnell vorangekommen. Das ändert sich aber ab dem zweiten Drittel rapide, die Geschichte wird immer rasanter und sehr spannend, und bis ganz kurz vor dem Ende hatte ich keine Ahnung, wer der Täter sein könnte. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Van Veeteren ist etwas altersmild und altersweise und ein sympathischer Protagonist. Und gut schreiben kann Hakan Nesser sowieso, das braucht man eigentlich gar nicht zu erwähnen. Deshalb alles in allem auf jeden Fall eine Leseempfehlung, besonders für Nesser-Fans, eher nicht für die Freunde blutiger hardboiled Thriller.