Viele Morde

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heroemil Avatar

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Der Einstieg ist vielversprechend. Vor allen Dingen die Vorgeschichte, bis zur Entwicklung der Tat, die erst einmal für Jahre unaufgeklärt bleibt. Dann muss Van Veeteren wieder ran. Obwohl, längst im Ruhestand, ermittelt er fernab des großen Polizeiapparates gemeinsam mit seiner Frau Ulrike Fremdli in dem eigentlich längst abgeschlossenen Fall. Es ist diese besondere Situation, die diesen Krimi so interessant macht. Da sieht sich der alternde Superpolizist mit seinen Ermittlungsfehlern aus der Vergangenheit konfrontiert, die nicht zuletzt von seiner Frau als solche erkannt und benannt werden.
Leider reißt der anfangs vielversprechende Spannungsbogen allmählich ab und verliert sich zum Teil fast gänzlich. Die lange gehütete Auflösung des Rätsels ist zwar zufriedenstellend, aber nicht sonderlich überraschend.
Die Geschichte zieht sich über drei Zeitzonen hin. Anfangs fand ich die Szenenwechsel und Rückblenden überhaupt nicht störend. Im Laufe der Geschichte hat es mich manchmal ein wenig überfordert. Da wird bei einigen Tatverdächtigen zu viel des Guten ermittelt. In anderen Fällen wird der mögliche Tatverdacht schnell ad acta gelegt.
Hakan Nesser hat hier Protagonisten seiner anderen Krimireihen ins Spiel gebracht hat. Die zwei Evas (Eva Backman und Ewa Moreno) haben mich erst einmal ins Schleudern gebracht und ich musste auf frühere Romane Nesser`s zurückgreifen um die Personen entsprechend einordnen zu können. Ein Personenverzeichnis an den Anfang gestellt, wäre für mich durchaus hilfreich gewesen.
Am Besten gefallen hat mir das „Privatermittlerduo“ Van Veeteren und seine Ehefrau Ulrike. Ein wunderbares Team. Der Autor hat diese vertraute Zweisamkeit und das plötzliche Interesse von Ulrike an dem Fall amüsant beschrieben. Da stören auch nicht die Polizisten Radovic und Wilkerson, die die Ermittlungen gemütlich unterstützen.So hätte es weitergehen können, denn irgendwann haben die Ermittlungsaktivitäten von Münster, Barbarotti und Kollegen/innen einfach nur gestört.
Zugegeben, der Umfang des Buches hätte nicht 602 Seiten erreicht, aber weniger wäre m. E. auch mehr gewesen.

Interessant war der Spannungsaufbau in der Mitte des Buches. Plötzlich bekommt der ursprüngliche Fall (die Brandstiftung des Hotels und die Tötung der Vereinsmitglieder) durch die Entführung und Ermordung des Mädchen Madeleine noch eine ganz andere Dimension.

Das Buch von Hakan Nesser „Der Verein der Linkshänder“ ist ein guter Kriminalroman. Der Text ist flüssig und kurzweilig geschrieben. Die Situationsbeschreibungen sind wirklich gelungen. Auf jeden Fall lesenswert. Ein durchaus empfehlenswertes Buch.