Nichts für schwache Nerven...

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Mit „Der Vollstrecker“ legt Chris Carter nach „Der Kruzifix-Killer“ einen Pageturner allererste Güte vor, der für so manchen Autor als Lehrbuch dienen kann. Ein klarer Stil und eine bildhafte Sprache tragen zu seinem Erfolg genauso bei wie seine beruflichen Erfahrungen, die er als forensische Psychologe und Berater der Staatsanwaltschaft sammeln konnte.

 

Hunter und Garcia ermitteln wieder in Los Angeles und der unvorbereitete Leser sei darauf hingewiesen, dass der Autor mit der detaillierten Beschreibung von Gräueltaten wie auch im ersten Teil nicht geizt. Ekelgefühle und ein hoher Gruselfaktor sind bei Carter Programm! Sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber der Spannung durchaus zuträglich. Genau wie die kurzen Kapitel, die beim Lesen nur so dahinfliegen, endet doch fast jeder Abschnitt mit einem Cliffhanger, der den Leser begierig das Buch verschlingen lässt. Dabei treffen schonungslos geschilderte Verbrechen in ihrer brutalsten Form auf gut gezeichnete Charaktere sowie ein sehr sympathisches Ermittler-Duo.

 

Aufgrund der persönlichen Entwicklung von Hunter und Garcia ist es aus meiner Sicht empfehlenswert, den ersten Teil der Serie, „Der Kruzifix-Killer“, im Vorfeld zu lesen. Sicherlich ist die vorausgehende Lektüre nicht zwingend erforderlich, aber an einigen Stellen wird durchaus auf den Vorgänger Bezug genommen, so dass die Geschichte dann insgesamt abgerundeter erscheinen dürfte.

Hunter und Garcia werden im vorliegenden Fall mit einer Reihe abartiger Morde im vorweihnachtlichen Los Angeles konfrontiert. Die Morde überbieten sich gegenseitig in ihrer Abartigkeit und in Teilen auch Abstrusität. Dennoch wirkt das Geschehen nicht aufgesetzt oder konstruiert. Auch die neue Vorgesetzte der beiden Ermittler fügt sich als ergänzender Hauptcharakter(?) in die Geschichte ein und bietet als Figur ausreichend Potential für weitere Fälle.

 

Wie jedoch bereits auch im ersten Teil der Reihe flacht der Roman zum großen Finale hin leider ab. Mir geht es zum Ende dann auf einmal deutlich zu schnell und - auch wenn es ein Thriller ist – sind hollywoodreife Showdown-Szenen nicht immer notwendig. Genauso wenig Sympathie konnte ich Mollie, dem Mädchen mit den übersinnlichen Fähigkeiten, bzw. ihrer Rolle in diesem Thriller entgegen bringen. In einem Krimi bzw. Thriller kann ich mich nicht mit Visionen und Übersinnlichem anfreunden, das passt für mich einfach nicht zusammen. In dem vorliegenden Buch ist es erfreulicherweise zwar nicht ausschlaggebend, hat mir jedoch nicht gefallen.

 

Bis auf die beiden genannten Kritikpunkte hat mir „Der Vollstrecker“ außerordentlich gut gefallen und ich erwarte voller Neugier den dritten Fall, den Hunter und Garcia hoffentlich bald zu lösen haben.

 

Aber nicht nur inhaltlich ist „Der Vollstrecker“ sehr ansprechend. Das Taschenbuch zeichnet sich bei einem durchaus akzeptablen Preis durch einen äußerst flexiblen Umschlag sowie ein Lesebändchen und blutrotes Vorsatzpapier aus. Sehr schön, dies wünsche ich mir bei jedem Taschenbuch so!