Ein Mann, eigenwillig wie der elektrische Strom

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mammutkeks Avatar

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So wird Pawel Dobrynin beschrieben, der Mann, der zum wahrhaftigen Volkskommissar der gesamten Sowjetunion gewählt wird - zunächst in seinem Dorf, dann in der nächstgrößeren Stadt und schließlich wohl auch in der Hauptstadt, in die er gerade unterwegs ist.

Vielleicht ist er ja auch der Gerechte, nach dem der Engel sucht, der extra deshalb aus dem Himmelsparadies entflohen ist. Denn es muss doch auch in diesem eigenartigen Land, das zumindest vom Engel nicht benannt wird, einen einzigen Menschen geben, dem die Einfahrt in den Himmel gelingt. Oder gibt es nur solche, die nie dorthin kommen, egal was sie tun.

Der Engel ist nun also auf der Erde - und seine erste Begegnung hat er mit einem Deserteur, mit dem er dann auch die Kleidung tauscht, so dass er später selbst für einen Deserteur gehalten wird. Aber dank seiner engelshaften Fähigkeiten kann er den auf ihn abgefeuerten Schuss ablenken.

Es dauert schon seine Zeit, sich in Andrej Kurkows Roman einzulesen, aber immer häufiger erscheint dann ein leises Lächeln beim Lesen von Zeilen wie diesen: "'Berichten Sie mir über den Stand der Erntearbeiten!', wandte sich Genosse Pawluk an die Mitglieder des Parteibüros, während er seinen Tee schlürfte. 'Bei uns ist alles in Ordnung', antwortete einer von ihnen. Das wiederholten auch die anderen. 'Gut so', nickte der Vorgesetzte zufrieden. 'So muss man arbeiten!'"

Russischer Humor und russische Seele scheinen die Hauptfiguren des Romans zu sein - der ebenso augenfällig nicht zur Jetztzeit spielt, sondern in den Lenintreuen Jahren. Heute würde man wohl noch auf ein Putin-Bild treffen, nicht jedoch auf Lenin, der zwar in der russischen Volksseele immer noch für vieles zuständig und verantwortlich, aber inzwischen gleichermaßen überholt ist.

Das Cover ist mir deutlich zu bunt und kitschig-traditionell geraten - nur vom äußeren Schein wäre dies ein Buch, bei dem ich nicht zugreifen würde. Inhaltlich hoffe ich noch auf viel Skurrilität und speziellen Humor.