Eine schwierige Ehre

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buecherfan.wit Avatar

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Die Leseprobe entführt uns in ein entlegenes Dorf der ehemaligen Sowjetunion. Das Kläffen der Dorfhunde wird unterbrochen von den Flüchen eines Betrunkenen. Dazu leuchten die Lampen flackernd,  weil die Stromversorgung unregelmäßig ist. Das ist schon ein atmosphärisch dichter Einstieg, der Lust auf das Weiterlesen macht.

Kolchosbauer Pawel Alexandrowitsch Dobrynin kommt von Kolchosversammlung zurück, wo man ihn zum Volkskontrolleur für ganz Russland ernannt hat. Pawel ist über das schwierige Amt nicht gerade glücklich, weil er Frau und Kinder verlassen und im ganzen Land heraumreisen muss. In weiteren Kapiteln wird er in aufsteigender Folge der Parteihierarchie vorgestellt, und alle befürworten seine Ernennung. Die Kapitel um Pawel Dobrynin sind der eine Erzählstrang. In einem zweiten verlässt ein Engel eigenmächtig das Paradies, um in diesem großen Land, in dem es kein einziger ins Paradies schafft, den einen wirklich Gerechten zu finden und auf seinem irdischen Weg zu begleiten,  um ihn später dann ins Paradies zu führen. Der Engel tauscht mit  Deserteur Sergunkow die Kleider, begegnet bewaffneten Soldaten, die ihn erschießen wollen und findet bei einem Mann Unterkunft, der den Unbekannten in der Rotarmistenuniform aufnimmt.

Der satirische Ansatz ist schon auf den ersten Seiten erkennbar. Es ist zu erwarten, dass auf witzige, aber dennoch kritische Weise Missstände aufgedeckt werden. Wie sonst ist die Ausgangsthese zu verstehen, dass es in diesem Land keinen ehrlichen Menschen geben soll? Pawel Dobrynin wird vielen Menschen aus allen Schichten begegnen, wird neue Erfahrungen machen und Abenteuer erleben. Die Reise als  Metapher für den Lebensweg  hat eine lange literarische Tradition, und auch die satirische Komponente ist nicht neu. Es wird interessant sein zu sehen, was ein moderner russischer Autor daraus macht.