Weiße, mit Perlen verzierte Pforte oder Vakuum-Müllschacht

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owenmeany Avatar

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In durchaus lyrischer Schreibweise stellt Kurkow seinen Helden Pawel vor, dessen Frau über seine aus unerfindlichen Gründen erfolgte Wahl zum Volkskontrolleur der Sowjetrepublik nicht über die Maßen erfreut ist, weil sie eine temporäre Trennung mit sich bringt. Gleichzeitig begibt sich ein Engel auf die Erde, um einen einzigen Gerechten zu suchen, der die Pforte für die Menschen zum Paradies wieder öffnen könnte. Als erstes begegnet er einem Deserteur der Roten Armee und tauscht sein Gewand gegen dessen Uniform.

Pawel inspiziert zunächst eine Schule, wobei die Ironie bereits ganz subtil durchklingt ("das Wetter war grenzenlos optimistisch, ganz im Einklang mit der Zeit"). Der Deserteur gerät inzwischen bedingt durch den Kleidertausch in Kontakt zu den höheren Mächten.

Ein sozialistischer Würdenträger bestätigt Pawel in seinem verantwortungsvollen Amt und schickt ihm weiter in Richtung Moskau. Derweil sucht der gefallene Engel in der Rotarmistenuniform Unterstützung bei der Bevölkerung.

Die Leseprobe endet vor einer sich abzeichnenden Begegnung dieser beiden reinen Toren auf heikler Mission, aber bereits jetzt meint man im Hintergrund das Rauschen von Radio Eriwan zu vernehmen.

Die Idee, durch eine vielleicht gar nicht so ganz abwegige pikareske Konstellation die Absurdität des vergangenen Sowjetreichs zu entlarven, ist vielversprechend. Da sich die Spannung aber langsam aufbaut und nicht gleich mit Schenkelklopfern mit der Tür ins Haus fällt, kann man sich an dieser Stelle noch kein abschließendes Urteil erlauben.