"Uns trennt gar nicht so viel"

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dear_fearn Avatar

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"Der Wal und das Ende der Welt" - man, was für ein Mordstitel! Da kann man ja gar nicht anders, als die Leseprobe zu öffnen. Ein sehr schönes Cover noch dazu! Mir gefällt, wie der Finnwal über die Gestaltung hinweg in den Vordergrund rückt.

Die ersten Seiten der Leseprobe haben mich erstmal herb enttäuscht. Kenny Kennet und Charity Cloke? Mit solchen Alliterationen kann ich nichts anfangen, das wirkt albern. Zudem gleich zu Beginn alles unnötig verwirrend und mysteriös geschrieben ist und unzählige Personen namentlich genannt werden, die man sich unmöglich merken kann...

Aber es wird besser. Erst strandet am Strand von St. Piran, einem kleinen Dörfchen am untersten britischen Landzipfel, ein Mann. Er wird von einigen Dorfbewohnern unter typisch dörflicher Aufruhr geborgen und vom bereits pensioniertem Dorfarzt aufgepäppelt. Am darauffolgenden Tag sucht er den Strand auf, um seine Habseligkeiten wiederzufinden und zu ergründen, wie er weitermachen soll, da er offenbar in Schwierigkeiten steckt. Was er dabei entdeckt, ist ein gestrandeter Wal und Kenny Kennet, der bereits vom Anblick gefesselt ist. Kurzerhand wird das halbe Dorf mobilisiert, um dem Wal zurück ins Meer zu helfen.

Die schönste Stelle bisher ist der Augenblick, in dem sich die Blicke der beiden Gestrandeten treffen und der Mann denkt:
"Uns trennt gar nicht so viel [...]. Wir sind beide Säugetiere. Wir atmen dieselbe Luft. Wir betreten diese Welt durch einen blutigen Geburtskanal, wir halten uns mit aller Kraft an diesem zerbrechlichen, vergänglichen Moment der Magie fest, den wir Leben nennen. Und dann, eines Tages, gehen wir. Wir hätten beide auf dieselbe Weise abtreten können [...]. Auf demselben Streifen Sand."

Das macht mir unheimliche Gänsehaut, die ich gern im weiteren Verlauf des Buchs wieder spüren möchte. Herrlich philosofisch und dabei auch gewitzt - wie die Dialoge sich zwischen den Dorfbewohnern entwickeln. Das macht Lust auf Meer/mehr.