Ein Felsen mit vielen Geschichten

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wilde hummel 1 Avatar

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Anna Hope hat ihren neuen Roman raffiniert konstruiert. Vier Menschen in vier unterschiedlichen Epochen und im Mittelpunkt oder als verbindendes Element der weiße Fels. Dabei geht der Roman beginnend mit der Schriftstellerin 2020 zurück zu dem Sänger 1969, dann zurück zu dem Mädchen 1907 und dann zu dem Leutnant 1775 und in der Mitte steht der weiße Fels und ab da geht die Fortsetzung der Geschichten aufsteigend wieder bis hin zur Gegenwart. Es blieben vier ineinander geschachtelte, von einander unabhängige Erzählungen, wenn die Schriftstellerin nicht mit viel literarischem Geschick feine Verbindungen und Kausalitäten in die Zeitgeschichte eingearbeitet hätte. Der Ort (der weiße Felsen) steht felsenfest im Roman und die Kolonisierung und Ausbeutung durch die Spanier, die Vertreibung der indigenen Gruppe der Yoemem, die Drogenabhängigkeit und Haltlosigkeit eines Rockstars und die Pilgerfahrt einer Schriftstellerin als rituelle Danksagung umkreisen den Felsen und erzählen dabei viel von der Zerstörung, von Verfolgung, von Verfall und Entfremdung des Menschen. Anna Hope macht dies ohne Pathos, stellt die Geschichten einfach zur Verfügung und überlässt mir als Leserin das Nachdenken über die Zusammenhänge von Ursprung und Gegenwart. Ein empfehlenswertes Buch mit einem sehr schönen Cover.