Fesselndes und toll geschriebenes Buch einer beeindruckenden Autorin

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juliav Avatar

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Das Cover finde ich etwas nichtssagend. Ein Gemälde des schottischen Malers Charles Simpson, gezeigt wird aber nur ein kleiner Ausschnitt: der titelgebende weiße Felsen, nicht mehr und nicht weniger. Nun ja.

Von Anna Hope hatte ich noch nie etwas gelesen, aber der Roman beginnt spannend und hat mich sofort hineingezogen: Eine Schriftstellerin begibt sich auf eine Reise in die Wüste Mexikos, um ein archaisches Opferritual durchzuführen, zum Dank für das empfangene Kind. Und ich wurde nicht enttäuscht, der Roman hat mir sehr gut gefallen! Anna Hope kann mitreißend erzählen, und sie kann sprachlich nuanciert schreiben. Allein die Fülle des Materials, das sie für dieses Buch recherchiert haben muss, ist beeindruckend.

Die Struktur des Buches ist interessant: Es sind vier Geschichten, deren jeweilige Handlung stets auf denselben Punkt zuläuft – den weißen Felsen – und sich dort wendet. Danach werden die Geschichten in umgekehrter Reihenfolge zuende erzählt, wobei sie sich am Ende noch einmal wenden. Ich muss gestehen, dass ich die Geschichten nicht chronologisch gelesen habe (also so, wie es gedacht war, in der oben beschriebenen Reihenfolge), sondern jeweils in einem Stück, weil ich es nicht erwarten konnte zu erfahren, wie es weitergeht. Was ja für die Geschichten spricht!
Die Geschichte der Schriftstellerin hat mich am wenigsten berührt. Vielleicht, weil die Autorin hier der Protagonistin am nächsten ist (es handelt sich ja, zumindest zum Teil, um Selbsterlebtes), verliert sie sich im Kleinteiligen. Auch fehlt die existentielle Tiefe, die den Geschichten der anderen Hauptfiguren ihre Wucht verleiht. Die gefühlte Bedrohung durch die beginnende Corona-Pandemie und den Klimawandel erscheinen im Vergleich etwas schwach, da die Schriftstellerin nicht direkt davon betroffen ist und sich das Katastrophen-Szenario nur in ihrem Kopf abspielt.

Fazit: Insgesamt ein toll geschriebenes und fesselndes Buch einer beeindruckenden Autorin, von der ich sicherlich mehr lesen werde!