Kühn

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mike nelson Avatar

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Kühn - in der Tat! Anna Hope hat mit ihrem neuen Roman "Der weiße Fels" einen gewagten Versuch unternommen. Nicht nur, dass es ihr darum ging, vier höchst unterschiedliche Geschichten aus vier unterschiedlichen Zeiten miteinander zu verbinden (1775, Beginn des 20. Jahrhunderts, 1969, relative Gegenwart), es ist auf der Symbolebene auch der Versuch, Menschengeschichte zu erzählen: Die Eroberung der äußeren Welt (Grenzverschiebung im Außen), Unterwerfung und Vernichtung anderer Kulturen, Aversion vor der Welt (Rückzug ins Innen) und schlussendlich Trennung und ersehnter Neubeginn; das Scheitern der Menschlichkeit auf Kosten von Menschen; das Infragestellen des Expansiven genauso wie das Infragestellen einer reinen Besinnung auf das eigene Selbst. Verbindendes Element ist 'der weiße Fels', Ort des Weltenbeginns, ein magischer Ort, dem Opfer dargebracht werden. Vielleicht ist es auch ein Buch über den Verlust des Glaubens und der Magie. Die Erzählstränge haben mich in sehr unterschiedlicher Weise angerührt und es braucht schon einiges an Fantasie, um eine mehr als durch das Symbol des weißen Felsens angedeutete Verbindung zu erkennen. Gleichwohl eine sehr anregende Lektüre, die ich absolut empfehlen möchte.