Betty on the road

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
regenprinz Avatar

Von

Der Reisebericht von Bruno Blum ist mit vielen tollen Fotos versehen, dank derer die geschilderten Streckenerlebnisse und Orte beim Lesen wunderbar lebendig werden.
Mit einem selbst umgebauten Campingbus namens Betty fahren der Autor und seine Partnerin Richtung Russland, durchqueren etliche kleinere Länder bis Indien, anschließend geht es nach Australien und auf dem Rückweg über Japan und die Mongolei wieder nach Hause in die Schweiz. Die Lektüre macht wirklich Lust, es den beiden Weltenbummlern einmal nachzumachen und in unbekannte Gefilde und ferne Länder aufzubrechen. Die Hürden, die durch Bürokratie und Korruption öfter mal entstehen, bleiben dabei keineswegs unerwähnt. Auch Sprachbarrieren verhindern gelegentlich die konkrete Verständigung mit den Einheimischen, aber dann ersetzt eben gemeinsames Lachen ein Gespräch. Gastfreundschaft begegnet den beiden Reisenden jedenfalls überall, auch dort, wo man vielleicht eher Misstrauen vermutet hätte.
Das Buch stellt klar heraus, dass es beim Reisen aufs Unterwegs-Sein ankommt und nicht unbedingt auf das Erreichen des Ziels. Insofern hätte ich mir manchmal ein bisschen mehr Tiefe im Text gewünscht, der doch eher oberflächlich Infos zu den passierten Orten und Ländern versammelt und selten darüber hinausgeht. Die Fotos bieten dagegen häufig besondere Einblicke in andere Kulturen und Lebensweisen.
Mein Respekt außerdem für die Begleiterin des Autors, die bereit war, sich z.B. der Kleiderordnung im Iran zu unterwerfen, um dort reisen zu können. Ich persönlich stelle mir das schwierig vor - gerade, wenn man sonst frei und ungezwungen lebt.
Insgesamt hat mir dieses Buch gut gefallen, die bereisten Länder sind vor allem in ihrer Unterschiedlichkeit interessant: Von quirligen Metropolen über hohe Berge, einsame Seen, Wälder und Wüsten, staubige Schotterpisten und glitzernde Skylines ist alles vertreten. Eindrucksvoll trifft mancherorts die Moderne auf die Tradition, z.B. wenn vor der Jurte in der Steppe eine Satellitenschüssel angebracht ist. Die Welt verändert sich jeden Tag vor unseren Augen. Auch an den Bildern aus Nepal wird das deutlich, die vor dem verheerenden Erdbeben in der Region entstanden sind.
Fazit: Ein toll bebildertes Reisebuch, das man immer wieder aus dem Regal holen kann, um ein bisschen zu träumen ...