Lebensgeschichten wie sie nur Isabel Allende erzählen kann...

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an_der_see Avatar

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Die Vorfreude auf einen neuen Roman von Isabel Allende fängt bei mir an, sobald ich den vorherigen zu Ende gelesen. Und um mir die Zeit bis dahin zu verkürzen, lese ich immer wieder ihre schon erschienen Romane. Jetzt ist es wieder soweit, nur noch wenige Tage bis „Der Wind kennt meinen Namen“ erscheint, sehnsüchtig erwartet und die Wartezeit konnte ich mir etwas erleichtern, indem ich hier bei vorablesen die Leseprobe gelesen habe. Die, wie nicht anders zu erwarten, mein Interesse noch mehr geweckt, meine Neugierde noch gesteigert hat. Wir lernen Samuel Adler und Leticia Cordera kennen. Beide Flüchtlingskinder, nur zu unterschiedlichen Zeiten im letzten Jahrhundert. Samuel wird zu Beginn des zweiten Weltkrieges von seinen Eltern aus Österreich nach England geschickt, mit einem Kindertransport der drei Tage unterwegs ist. Samuel ist ein sensibles Kind, lebt nach innen gerichtet und für seine Geige, für die Musik. In England soll er von einer Pflegefamilie aufgenommen werden. Zunächst kommt er bei zwei Frauen unter, die lieber ein Mädchen aufgenommen hätten, von dort wird er in weitere Familien gereicht und landet letztendlich in einem Kinderheim, wo er 1942 an einer Lungenentzündung erkrankt, ins Krankenhaus kommt. Im Krankenhaus wird er lediglich von Luke und Lidia Evans besucht, die ihn nach seinem Krankenhausaufenhalt bei sich zu Hause aufnehmen. Endlich darf Samuel wieder Geige spielen, endlich hat er ein neues zu Hause gefunden. Er macht seinen Schulabschluss, geht anschließend auf die Royal Academy of Music. Am ersten Tag auf der Academy erfährt Samuel was aus seinen Eltern geworden ist. Der schwärzeste Tag in seinem Leben. Dennoch wird er Musiker und beschließt im Alter von 25 Jahren in die USA zu reisen, nach New Orleans um dort den Jazz zu erleben, zu studieren, zu leben...
Leticia flüchtete zusammen mit ihrem Vater 1982 in die USA. 24 Tage nachdem in El Mozote ein Massaker stattfand, welches sie und ihr Vater nur überlebt haben, weil Leticia wegen eines blutigen Magengeschwürs in der Hauptstadt in einem Krankenhaus behandelt werden musste und ihr Vater sie dahin begleitete. Ihre ganze Familie, der ganze Ort wurde ausgelöscht. Von einem Militärkommando, das die CIA in der School of Americas in Panama ausgebildet hatte. Nach ihrem Krankenhausaufenthalt kehrt sie nicht mehr in ihre Heimat zurück, ihr Vater schweigt über das was geschehen ist, beide versuchen in den USA ein neues, ein anderes Leben zu beginnen.
Die Leseprobe hat mich tief bewegt, die Schicksale von Samuel und Leticia gehen mir sehr nahe, zwei Kinder aus ihrem bisherigen Leben gerissen, dem Neuen, dem Anderen ausgesetzt, schrecklichen Umständen entkommen, die Flucht hat ihnen ihr Leben gerettet. Zwei entwurzelte Menschen, über die Isabel Allende mit ihrer bekannten Herzenswärme erzählt, direkt, schonungslos spricht sie die Umstände an und dabei so unendlich menschlich, wie ich es bisher nur bei Isabel Allende erlebt habe. Bei ihr liegen Leben und Tod so dicht beieinander, Trauer und Freude miteinander verbunden, es gibt für mich keine andere Schriftstellerin, keinen anderen Schriftsteller, der so über das Leben und Lebensschicksale schreibt wie Isabel Allende. Natürlich fand ich es bedauerlich, dass die Leseprobe nach wenigen Seiten endete und ich nicht sofort weiter lesen konnte. Denn natürlich möchte ich wissen, wie sich Samuels, wie sich Leticias Leben entwickeln werden, ob sie Wurzeln finden, ob sie werden lieben können, wie sie mit ihrem Schmerz umgehen und ob und wie sich ihrer beider Wege kreuzen werden. Ich möchte einmal mehr, in die Geschichten von Isabel Allende eintauchen, einmal mehr, die Welt mit ihren Augen sehen, einmal mehr, neue literarische von ihr erschaffene Figuren in mein Leben und mein Herz lassen. Die Vorfreude auf „Der Wind kennt meinen Namen“ ist groß und die Freude dieses Buch vorablesen lesen zu können, wäre noch größer.