Berührend und aktuell

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tragalibros Avatar

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Zunächst beginne ich mit dem Offensichtlichen: dem Cover. Es fällt direkt ins Auge, mit dem orangen Hintergrund und der dunkelhaarigen Frau, die traurig ins Leere zu blicken scheint. Allerdings muss ich sagen, dass das Buch nicht direkt zum Inhalt, zur Handlung des Buches passt, denn es erinnert eher an einen Liebesroman.
Doch wenn man darüber hinwegsieht und sich in die Geschichte vertieft, die Isabel Allende geschrieben hat, dann wird man in eine Handlung hineingezogen, die, so berührend und erschreckend sie auch ist, auch weiterhin aktuell ist: Vertreibung, Abschiebung, Flucht.

Die Autorin baut die Handlung aus der Sicht ganz verschiedener Protagonisten auf, die alle großen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte haben. Beginnend mit Samuel, der als kleiner Junge von seiner verzweifelten Mutter in die Fremde geschickt wird, um den Schrecken und Gräueln des II. Weltkrieges zu entkommen und endend mit der kleinen Anita, die im Jahr 2019 von ihrer Mutter getrennt wird, nachdem sie in die USA geflohen sind.
Die Leben der beiden sind auf ganz eigenartige, aber gelungene Art und Weise miteinander verbunden und geben der Story somit eine ganz besondere Tiefe.
Leider bringt der Schreibstil den Lesenden teilweise dazu, dass man über sehr emotionale Moment einfach hinwegliest, da die Autorin einen relativ nüchternen und knappen Schreibstil hat, der ohne viele Schnörkel auskommt. Dies sorgt zwar dafür, dass man die 335 Seiten sehr schnell durchgelesen hat, aber eben auch, dass Emotionen durch diese Nüchternheit etwas untergehen.

Nichtsdestotrotz ist das Buch sehr gelungen und macht dem Lesenden klar, dass Themen wie Vertreibung und Flucht auch heutzutage für viele Menschen real werden und ein lebenslanges Trauma auslösen können.
Der Roman ist aufrüttelnd und lässt einen sehr nachdenklich zurück.

Daher fällt meine Bewertung mit vier Sternen gut aus. Sowohl die Aktualität der gesamten Geschichte, als auch die einzelnen Protagonisten haben mich berührt. Einzig wegen des Schreibstils, durch den manchmal auch die emotional aufgeladenen Situationen etwas trocken und spröde wirken, ziehe ich einen Stern ab.
Ich kann das Buch aber trotzdem jedem ans Herz legen, der eine Geschichte über ein Thema lesen will, das sowohl vor 80 Jahren als auch heutzutage noch erschreckend aktuell ist und von vielen Menschen einfach verdrängt werden, da sie weit weg wirken.