Bewegender Roman

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monika85 Avatar

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Der Suhrkamp Verlag hat "Der Wind kennt meinen Namen", den neuen Roman der erfolgreichen chilenisch-US-amerikanischen Schriftstellerin Isabel Allende, veröffentlicht.
 
Die Geschichte beginnt im November 1938 in Wien nach der Progromnacht, als der Vater des 6-jährigen Samuel Adler verschwindet und seine verzweifelte Mutter Rachel beschließt, ihr Kind in Sicherheit zu bringen. Samuel ist eines von insgesamt 10.000 jüdischen Kindern, die Großbritannien aufnehmen will. Rachels Plan ist es, Ausreisepapiere für sich und ihre Familie zu bekommen, um nach Chile auszuwandern. Mit kleinem Gepäck und seiner geliebten Geige tritt Samuel gemeinsam mit vielen weiteren Kindern die lange Reise nach London an. 
 
2019, acht Jahrzehnte später, flüchtet Marisol Diaz mit ihrer 7-jährigen Tochter Anita aus El Salvador. Bei ihrem Versuch, in die USA einzureisen, werden beide festgenommen und inhaftiert. Das verzweifelte Kind, das seit einem Unfall nahezu blind ist, wird aufgrund einer unmenschlichen Einwanderungspolitik von seiner Mutter getrennt und in wechselnden Pflegeheimen untergebracht. Selena Duran, eine junge engagierte Sozialarbeiterin eines Projektes für Flüchtlinge, kämpft gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Frank Angileri nicht nur dafür, dass Anita Asyl erhält, sie begeben sich auch auf die Suche nach der Mutter des Mädchens.
 
Auf einer weiteren Erzählebene lernen wir die 7-jährige Leticia Cordero kennen, die sich 1981 mit ihrem Vater Edgar nach dem schrecklichen Massaker in El Mozote, bei dem fast die ganze Familie umgekommen ist, auf die beschwerliche Reise in die USA begibt. In Berkeley bauen sich die beiden ein neues Leben auf.
 
Isabel Allende ist eine begnadete Erzählerin, deren großartiger Roman mich von Beginn an bis zu seinem hoffnungsvollen Ende gefesselt hat. Das Buch beschäftigt sich mit den wichtigen Themen Flucht, Flüchtlingspolitik und erlittene Traumata. Es ist aber nicht nur eine Geschichte über Flüchtlinge und ihr neues Leben in einem anderen, einem fremden Land, es ist auch eine Geschichte über Liebe, Nächstenliebe und Hoffnung. Wir begleiten die Protagonisten auf den verschiedenen Erzählebenen, die die Autorin gegen Ende des Buches gekonnt zusammenfügt.
 
Die Charaktere sind authentisch und bildhaft skizziert. Ich mochte sie sehr, ganz besonders den musikalischen Samuel und die kleine Anita, die sich in eine Fantasiewelt flüchtet und Gespräche mit ihrer imaginären Freundin Claudia führt. Auch die kämpferische Selena und Leticia habe ich sofort ins Herz geschlossen. 
 
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, es ist herzzerreißend, fesselte und berührte mich zutiefst.
Absolute Leseempfehlung für diesen bewegenden Roman, der unter die Haut geht!