Bleibt hinter meinen Erwartungen zurück

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emma217 Avatar

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In ihrem neuen Roman “Der Wind kennt meinen Namen” lässt uns Isabel Allende am Schicksal verschiedener Flüchtlingskinder teilhaben. Zuerst begleiten wir den kleinen Samuel, der 1938 als Jude aus Wien fliehen muss. Seiner Mutter gelingt es, einen Platz in einem Kindertransport nach England zu ergattern, wo ihm ein neues Leben ermöglicht wird. Seine Eltern wird er indes niemals wiedersehen.
Der Geschichte von Samuel zu lauschen fand ich rückblickend betrachtet noch am berührendsten. Isabel Allende gelingt es gut, den Schrecken der damaligen Zeit wieder aufleben zu lassen und der Verzweiflung der Menschen mit Samuel ein Gesicht zu geben

Im Anschluss lernen wir erst einmal Leticia kennen, die Anfang der 1980er Jahre zusammen mit ihrem Vater aus El Salvador flüchten muss. Was ihrer Familie angetan wurde, ist schrecklich. Doch hier empfand ich schon, dass die Autorin sich nicht mehr ganz so viel Zeit für die Figuren nimmt und beginnt, schneller durch die Handlung zu fliegen. Der dritte Handlungsstrang wendet sich schließlich der kleinen Anita Diaz zu, die an der Grenze der USA von ihrer Mutter getrennt wurde. Doch sie begegnet nicht nur schlechtem, sondern auch Anita und Frank, die beginnen, für sie zu kämpfen.

Diese drei Handlungsstränge wären meines Erachtens jeweils schon genug Stoff für einen eigenen Roman. Und das merkt man diesem Buch auch an, das mit 330 Seiten doch recht überschaubar ist. Die Figurengestaltung kommt viel zu kurz. Mitgefühl hatte ich eher aufgrund der Tatsache, dass es sich um reale Ereignisse handelt als dadurch, dass die Personen mir ans Herz gewachsen wären. Das Gefühl und die Nähe zu den handelnden Personen fehlte mir hier leider sehr. Im Gegensatz dazu sind die Kapitel aus der Sicht der kleinen Anita dann für meinen Geschmack viel zu kitschig geschrieben.

Man merkt, dass der Autorin das Thema sehr am Herzen liegt. Doch wollte sie hier etwas zu viel. Zu viele Fakten auf zu wenig Platz, um wirklich noch eine Geschichte zu erzählen und nicht nur Fakten aneinanderzureihen. Mit 300 Seiten mehr oder einem Erzählstrang weniger wäre dieser Roman wohl mehr nach meinem Geschmack gewesen. So bleibt “Der Wind kennt meinen Namen” jedoch sehr hinter meinen Erwartungen zurück.