Wieder verlässlich gut!

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nathalielamieux Avatar

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Nachdem ich „Violeta“ von Isabelle Allende als letztes ihrer vielen Bücher sehr mochte, war mir schnell klar, dass ich auch ihr neues „Der Wind kennt meinen Namen“ lesen möchte. Hier verwebt sie verschiedene Menschen zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten miteinander und zeigt so wie individuelle und doch ähnlich Migrations- und Fluchtgeschichten sind.

Überraschend für mich war der Start, der an einem für sie doch eher ungewohnten Ort beginnt: in der Reichsprogromnacht 1938 in Wien. Hier verschwindet der Vater des 6-jährigen Samuel Adler und seine Mutter nutzt die wahrscheinlich letzte Chance, ihr Kind in Sicherheit zu bringen. Samuel wird mit insgesamt an die 10.000 Kindern nach England gebracht und in Gastfamilien und Heimen untergebracht. Er hat nur einen kleinen Koffer und seine geliebte Geige dabei. Der Plan der Mutter ist es, Ausreisepapiere für ihre Familie zu bekommen und nach Chile auszuwandern.

Achtzig Jahre später flüchtet Marisol Diaz mit ihrer Tochter aus El Salvador in die USA, doch sie werden bei Grenzübertritt festgenommen. Anita, erst 7 Jahre alt und seit einem Unfall beinahe blind, wird von ihrer Mutter getrennt und in verschiedenen Heimen untergebracht. Ihre Mutter konnte sich nicht mal von ihr verabschieden und Anita weiß nichts über ihren Verbleib. Diese unmenschliche Einwanderungspolitik erschüttert Selena Duran, die als engagierte Sozialarbeiterin in einem Flüchtlingsprojekt arbeitet. Sie arbeitet gemeinsam mit Frank Angileri, einem Rechtsanwalt, daran, dass Anita Asyl erhält und in den USA bleiben kann. Gleichzeitig machen sie sich auf die Suche nach ihrer Mutter Marisol….

Zusätzlich lernen wir die ebenfalls 7-jährige Leticia Cordero kennen, die 1981 beschwerlich in die USA eingereist ist. Bei einem schrecklichen Massaker in ihrer Heimatstadt El Mozote ist ihre ganze Familie umgekommen, nur sie und ihr Vater überlebten und nach einer schweren Flucht versuchen sie ein neues Leben in Berkeley aufzubauen.

All diese Figuren hat Isabelle Allende kunstvoll miteinander verstrickt und authentisch gezeichnet. In diesem Roman schreibt sie nicht nur über Flüchtlinge und ihre Hoffnungen auf ein neues Leben, sondern auch über die Politik, die Flucht zugrunde liegt und Flucht verschlimmert, über Trauma und Verlust. Das aber wie so oft unglaublich gut lesbar und spannend – ein Schmöker, den man gerne liest, obwohl die Themen keine einfachen sind.