Wunderschöne Parabel!

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kindder80er Avatar

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Ich lese unwahrscheinlich gerne. Immer schon. Das hat mir in meinen Teenagerjahren nicht nur Sympathien eingebracht, sondern manchmal auch hässliche Schimpfworte.

Im Erwachsenenalter ist das Lesen für mich nicht minder wichtig, aber Schimpfworte bekomme ich nun nicht mehr an den Kopf geknallt. Lesen macht nicht nur "schlau", sondern hilft auch, über den eigenen Tellerrand zu schauen und deshalb hat mich die Leseprobe vom "Wortschatz" auch so sehr berührt...

Eigentlich geht es ja ums Schreiben, ums Lesen, um ein Wort, aber genau das braucht man ja, um Bücherwürmer wie mich zu füttern. Dieses kleine Wort lebt ganz normal mit seinen Eltern in einem Haus, das wie ein Buch aussieht, zusammen. Der Vater hat Sorge, dass kein Mensch mehr liest und die Worte damit in der Versenkung verschwinden. Er wird belächelt, denn eigentlich glaubt niemand, das Worte Menschen brauchen, um zu überleben, viel eher hüten sich die Worte vor den Menschen, denn sie haben Angst ausgesprochen zu werden und somit zu verschwinden.

"Zeig", der Freund vom kleinen Wort, rät ihm, sich umzustellen. "Sperrig" zu werden, nicht so leicht aussprechbar zu sein, sich vielleicht zu einem Fremdwort zu ändern, zu einem komplizierten Zungenbrecher, damit niemand es aussprechen will oder kann.

Das alles kommt zu spät und das kleine Wort wird mit riesigen Stimmbändern in eine völlig neue Welt gesogen. Über einen Schacht rutscht es immer höher und es muss dabei zusehen, wie andere Worte ausgesprochen werden, was ihnen eine ungeheure Qual beschert. Menschen sind Monster, wenn sie die Worte so quälen - das steht für das kleine Wort fest!

Nach dem es ausgesprochen wurde, ist da nur Dunkelheit - bis eine Dichterin und ihr Mann, der Denker, es wieder gesundpflegen, die Silben salben und es hegen und pflegen. Das kleine Wort wird wieder gesund, kann sich aber nicht daran erinnern wie es heißt. Es soll sich nun aufmachen, ein Gegenüber zu finden und damit zu einer völlig neuen Bedeutung zu werden, aber dazu muss es sich wieder erinnern.

Ein wirklich toller, feiner Sprachstil, unterbrochen von schönen Illustrationen, die in schwarz weiß gehalten sind. In meinen Augen eine wunderschöne Parabel, die ich gerne weiter lesen würde!