Der Duft nach Rosmarin und frischem Klee

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omami Avatar

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Der Autor Domenico Dara hat ein weiteres Buch über das suditalienische Dorf Girifalco geschrieben. Schon sein „ Postbote von Girifalco“ war eines meiner Lieblingsbücher. Nun habe ich ein neues.
Wieder geht es um einige Einwohner von Girifalco. Sehr hilfreich ist ein Verzeichnis eben dieser beschriebenen Personen am Ende des Buches.
Da ist Archidemu, dem sein kleiner Bruder abhanden gekommen ist, oder Cuncettina, die sich so sehnlich ein Kind wünscht, Caracantulu, der beim Arbeiten in „Doicland" einen Unfall erlitt und nun fehlen ihm zwei Finger, da ist Don Venanziu, wohl die schillerndste Figur des Buches, aber auch die arme Taliana, uneheliche Mutter von Angeliaddu, der ein weisses Haarbüschel am Kopf hat, und Lulu, der in der Nervenheilanstalt des Dorfes lebt und auf seine Mama wartet……
Die Bosheit, der Hass, die Liebe, das Mitleid, die Gleichgültigkeit, alle leben nebeneinander in diesem kalabrischen Dorf.
Es geht hier um das große Ganze, mit einigen Abzweigungen in das Kleine.
Man meint, in ein Dorf in den 50er Jahren zu kommen, das stimmt aber nicht, es ist eigentlich ein modernes Dorf, geprägt aber vom Glauben und vom Aberglauben seiner Bewohner.
Das Kirchenjahr und der Dorfheilige San Rocco spielt ebenfalls eine besondere Rolle, mitsamt Umzügen und Reliquien aus Pappmaschee.

Und natürlich der Zirkus, der sich irgendwie nach Girifalco verirrt hat und nun dort Station macht. Dieser Zirkus bringt das Leben der Dorfgemeinschaft kräftig durcheinander und trägt nicht ganz ohne Grund den Namen Engelmann.
Die Magie des Zirkus läßt bei so manchem Dorfbewohner Hoffnungen und Wünsche aufkommen.
Ein leises, langsames Buch, das zum Nachdenken anregt.