Ein italienischer Traum über den Zufall

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ver.le.sen Avatar

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Wer so ein richtiges schönes Wohlfühlbuch zum Wegträumen in dieser nicht immer leichten Zeit sucht, findet hier genau das Richtige.

In poetischer Sprache lässt Dara das kleine kalabrische Dorf Girifalco für uns lebendig werden. Wir folgen verschiedenen Dorfbewohnern durch heiße Sommertage und sternenklare Nächte im August rund um das Fest des Heiligen San Rocco. Just zu diesem Zeitpunkt hält ungewollt ein Zirkus im Ort und beschließt, ein paar Tage zu bleiben. Dieser Zufall scheint unglaubliche Auswirkungen auf die Leben der Einzelnen zu haben.

Zu Beginn ist es recht schwierig, die vielen verschiedenen Personen auseinander zu halten, auch wenn man vorweg einen sehr detaillierten Einblick in die jeweiligen Vorgeschichten bekommt. (Kleiner Tipp: Am Ende findet sich ein Personenverzeichnis - das ich natürlich erst nach Beenden des Romans entdeckte… ). Durch die liebevolle und wirklich gelungene Ausarbeitung einer jeden Figur ist man aber bald drin. Alle Charaktere haben mich immer mehr bezaubert, die „bösen“ wie auch die „guten“, denn Dara schafft es auf beiläufige Art und Weise, sie dem Leser so offen und menschlich zu präsentieren, dass man nur mit ihnen mitleiden, sich freuen und wundern kann. Ein besonders gelungener Aspekt, gerade wenn man an die hohe Personenzahl denkt.

Lust auf ein bisschen Alltagsphilosophie und eine Prise Zauber sollte man haben, um das Buch so richtig genießen zu können. Der Zufall spielt hier die Hauptrolle. Auf charmante Weise wird dieses Thema immer wieder auch beziffert, aber nicht auf erschöpfende Art totanalysiert, sondern in die Geschichten eingewebt wie ein glänzender Faden.

Ich habe neue Freunde gefunden in Don Venanziu und Roro, mit Lulu und Archidemu gelitten, an Mararosas Seite gestanden und mit Taliana geweint. Dies ist ein Roman zum Zurücklehnen und Forträumen ins ferne Italien, das man durch jede Seite spürt. Genau richtig zur Zeit.