Etwas für die Seele und lange Winterabende (allerdings stellenweise zu langatmig)

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
thirteentwoseven Avatar

Von

Domenico Dara hat einen umfangreichen und berührenden Roman geschaffen. Er enthält viele einzelne Lebensgeschichten, die wie kleine Mikrokosmen für sich einzelne abgeschlossene Welten bilden und zusammen ein gewaltiges Panoptikum des Lebens aufzeigen.

Die Handlung spielt in Süditalien, in dem kleinen Dorf Girifalco, wo die
Welt stehengeblieben zu sein scheint und die Bewohner noch tief in Glauben und Traditionen verwurzelt sind. Ihre Schicksale und Charaktere stehen stellvertretend für alle Menschen. Der Duft von Rosmarin und wildem Klee scheint eine betörende Wirkung auf sie zu haben. Von großem Glück, tiefstem Leid, heimlichen Wünschen und bösartigen und wirklich bösem Verhalten werden alle Schattierungen des Menschseins gezeigt. Der Zirkus, der durch eine glückliche Fügung in Girifalco gastiert, bringt für viele tragische Schicksale eine positive Wende.

Die Sprache ist ausladend und schwelgend. Es gibt viele barocke Ausdrücke und Vergleiche. Das Ganze wirkt etwas wie ein großer Märchenzyklus. Im Hintergrund ist vieles philosophisch.
Ich musste mich erst an den Stil und die vielen Familiennamen gewöhnen und auch wurden mir die Abhandlungen für parallele, kosmische Konstellationen zu lang und abschweifend, doch insgesamt hat mir das Gelesene sehr gut gefallen.

Fazit:
Das Buch ist ein filigranes und facettenreiches Gesamtkunstwerk mit hoffnungsvollem, aber nicht kitschigem Ende. Es hätte aber ruhig etwas kürzer sein können und ist nicht für jedermann geeignet. Wer epische Sagen und Märchen wie tausendundeine Nacht mag, ist hier aber sehr gut aufgehoben.