Jede Menge Zirkus, nicht nur im Zelt

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frollein_wunderbar Avatar

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"Der Zirkus von Girifalco" ist die Geschichte eines Dorfes in der italienischen Provinz. Der Einstieg bringt einem eine handvoll Bewohner näher, von den Umständen ihrer Geburt bis zum heutigen Status in der Gemeinde. Sie werden tituliert, werden beschrieben. Was ist ihnen in ihrem Leben bisher widerfahren?
Das verschlafene Kaff am Ende der Welt bereitet sich auf ihr wichtigstes Kirchenfest vor, doch der jährlich anreisende Jahrmarkt lässt auf sich warten. Stattdessen will es der Zufall, dass sich ein Zirkus in das kleine Nest verirrt - und bleibt. Es werden Ereignisse in Gang gesetzt, die das Leben der Menschen aus der Bahn wirft. Über die ganzen 520 Seiten kreisen wir weiter um die uns vertraut gewordenen Figuren, um ihre Sorgen, Ängste und ihre Verbindungen zueinander, bis zur letzten Vorstellung des Zirkus von Girifalco.

Ich bin geteilter Meinung.
Man hat hier keine Weltliteratur in der Hand, die Sprache ist... wechselhaft, ja, wie die verschiedenen Charaktere. Wird der Dorfidiot beschrieben, ist die Wortwahl ein bisschen verwunschen, geht es um die Dorfhexe sind die Worte hart und voller Hass. Gehen wir mit dem Casanova mit, denkt man, man liest einen Groschenroman, schwülstig bis oszön. Das ist sicher so gewollt, ist aber nicht optimal umgesetzt, mein Eindruck ist zudem, dass es der Übersetzung teilweise zuzuschreiben ist, aber das ist mein subjektives Gefühl.
Was ich aber sagen muss, der Aufbau, die vielen Charaktere, dieser "Rundgang" der einen immer wieder an allen liebgewonnenen Dörflern vorbei führt, das lässt sich unheimlich gut lesen. Ich habe es verschlungen.
Eine richtig tolle Geschichte, deren Poesie teilweise in der Sprache, aber ganz und gar im Erzählten zu finden ist, in den Weisheiten, im Schicksal und im Aberglaube dieser sehnsüchtigen Italiener.