Leben mit einer Prise Zirkusmagie

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lenaliestzuviel Avatar

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Dass die Zufälle des Lebens oft keine sind und nicht jede Geschichte glücklich endet, dürfte jeder, der bereits Domenica Daras "Postbote von Girifalco" gelesen hat, bereits wissen. Seine Erzählungen haben nichts Gekünsteltes, schließen direkt ans "echte Leben" an - und genau darin liegt ihre Schönheit.

Für Girifalco, einen kleinen Ort ganz im Süden Italiens, ist das Fest des Dorfheiligen San Rocco, kaum eine Woche von Mariä Himmelfahrt entfernt, das Highlight des Jahres, denn jedes Jahr gibt es außerhalb der Stadt zum Fest einen Jahrmarkt. Nur in diesem Jahr ist alles anders, denn statt der Schausteller verirrt sich ein Zirkus in Girifalco und beschließt, für eine Woche zu bleiben. Eine Woche voller Magie, die das Leben nicht weniger Bewohner nachhaltig verändert. Unbekannte Emotionen werden geweckt, lang gehegte Wünsche gehen in Erfüllung - nur dass man manchmal doch erst später merkt, dass trotzdem Unsicherheiten bleiben können.

Auch wenn das Buch zunächst wie eine Fortsetzung des "Postboten" wirkt, ist dem nicht so. "Der Zirkus von Girifalco" spielt gute 20-30 Jahre nach dem "Postboten" und von den bekannten Charakteren tritt lediglich der Dorfarzt noch einmal am Rand auf. Wer sich eine Klärung der offenen Enden erhofft hatte, ist hier fehl am Platz - wer aber umgekehrt auch ohne den "Postboten" gelesen zu haben in Daras Welt eintauchen möchte, ist hier genau richtig.

Domenico Dara erzählt seine Geschichte mit Leichtigkeit, voller Emotionen und mit Charakteren, die so vielschichtig sind, dass sie sich schwer in Schubladen stecken lassen. Mit wenigen Ausnahmen habe ich sie alle ins Herz geschlossen und möchte sie von dort nicht wieder gehen lassen! Anders als in seinem Debütroman spielt hier das Zwischenmenschliche eine kleinere Rolle und es geht vielmehr darum, dass sich die Charaktere selbst finden - angestoßen durch Ereignisse des Ortes oder durch die Magie des Zirkus. (Wobei: Wer weiß, ob das nicht ein und dasselbe ist?) Wie im "Postboten" ist allerdings auch hier der Spannungsbogen eher flach, man fiebert hin und wieder mit den Charakteren mit, ärgert sich mit ihnen aber es ist nie so, dass man vor Spannung das Buch nicht aus der Hand legen kann.

Insgesamt ist "Der Zirkus von Girifalco" ein berührender Roman; eine Sammlung von Geschichten so unterschiedlicher Leute, die doch irgendwie zusammenhängen. Wer auf der Suche nach einem ruhigen Buch ist, das Freud und Leid vereint und doch die schönen Seiten des Lebens und unerwartete Wunder hervorhebt, dem sei das Buch wärmstens empfohlen!