Die garstige Großmutter

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brauchnix Avatar

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Aliena Bronsky erzählt gerne von sperrigen Charakteren. Und so einer ist Großmutter Margo. Sie ist laut und herrisch, rechthaberisch und launisch und nach dem guten Herzen, welches solche Menschen ja oft haben sollen, muss man als Mensch und Leser schon lange suchen. Dem gegenüber gibt es ihren langmütigen und stillen Ehemann und den Enkel, der als ihr Pendant ein liebenswertes kluges Bürschchen ist. Für mich krankt die Geschichte daran, dass das Gefälle, zwischen der unangenehmen Oma und dem lebensfrohen Max so groß ist. Ich konnte gefühlsmäßig den Graben kaum überwinden und war zusehends genervt von Margo und ihrer unangenehmen Art.

Ich weiß, was für eine Geschichte Alina Bronsky erzählen wollte. Aber bei mir ist sie nicht angekommen. Dass die alte Frau vom Leben enttäuscht ist und sich durchaus Sorgen um ihre Familienmitglieder macht, kann man erahnen aber es kommt für mich zu wenig rüber. Ich fand auch ihr Umfeld zu nachgiebig und hätte mir gewünscht, dass ihr viel mehr Paroli geboten wird und sie auch in Gesprächen erkennen lässt, wie es in ihrem Inneren ausschaut. Leider verbirgt sie sich die ganze Zeit hinter ihrer rauen Fassade und am Ende fand ich ihre Beweggründe unehrlich und ihre Handlungen überzogen.

Gefallen hat mir die Sprache, die modern und anspruchsvoll zugleich ist. Allerdings sind die Worte für einen 6jährigen oft nicht ganz glaubwürdig und vielleicht ist es also auch die Perspektive, mit der ich mich schwergetan habe, denn es wird aus den Augen eines Kindes erzählt und das sieht alles naiv und mit kindlichen Rückschlüssen, die den Situationen nicht immer gerecht werden.