Eine der schärfsten Großmütter der Literatur

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mazapán Avatar

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Fast jeder hat eine Großmutter. Die einen verwöhnt und den Eltern die Erziehungsmethoden kaputt macht, mit unerlaubten Süßigkeiten, extra Fernsehstunden und unnötigen Geschenken. Aber dazu gibt es auch Liebe, ganz viel Liebe.
Wenn Max über seine Großmutter erzählt, gibt es keine Süßigkeiten, kein Fernsehen, keine Geschenke. Und Liebe? Ja… darum geht es ja. Es geschieht alles aus Liebe.

Alina Bronsky ist die Schöpferin einer der ungewöhnlichsten Großmütter der Literatur. Dass es eine verrücktere Großmutter als Rosalinde aus "Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche" geben könnte (auch von diesem Buch ist sie die Autorin), hätte ich nicht gedacht. In "Der Zopf meiner Großmutter" zeigt Margo, wozu eine Großmutter fähig ist. Aus Liebe.

Ist man überempfindlich oder ein Leser, der immer darauf besteht, dass Romanfiguren moralisch einwandfrei sein müssen, sollte man am liebsten auf die Lektüre dieses Buches verzichten. Denn Margo ist egoistisch und egozentrisch, und sie hat auch einen sehr eigenwilligen Gerechtigkeitssinn. Für das Wohl ihrer eigenen Familie aber scheut sie keine Mühe und ist bereit, über Leichen zu gehen. Für ihre Familie hat sie sogar ihrer russischen Heimat den Rücken gekehrt, um ins scheußliche Deutschland zu gehen.

Bösartige Charaktere sind für mich unterhaltsam. So eine Tyrannin als Großmutter möchte ich trotzdem nicht haben. Darüber zu lesen dagegen, war es ein Vergnügen.

Alina Bronsky hat mich wieder nicht enttäuscht. Und deswegen bleibt sie eine meiner Lieblingsautorinnen!