Ich wurde nicht warm mit der Hauptfigur

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karschtl Avatar

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Einmal mehr schreibt Alina Bronsky über das, was sie selbst sehr gut kennt - russische Emigranten, die nach Deutschland kamen. Weil das letzte Buch, das ich von ihr gelesen habe ("Und du kommst auch drin vor") ein Jugendbuch war, und dieses hier ebenfalls von einem Kind erzählt wird und mit 213 Seiten recht kurz ist, ging ich eigentlich davon aus wieder ein Jugendbuch zu lesen. Aber das ist es ganz und gar nicht. Es ist vielmehr die Geschichte einer Frau, die das Leben verhärmt hat und die ihren ganzen Missmut an anderen rauslässt.
Bestimmt liebt sie ihren Enkel Max, doch hat sie eine komische Art das zu zeigen. Backt ihm eine Schokoladentorte zum Geburtstag, wirft ihm dabei vor wie sehr sie sich doch abplagt für ihn, und dass er nicht glauben wird wie lecker es schmeckt. Nur essen darf er sie nicht, weil sie ihm und sich selbst einredet dass er was mit der Verdauung hat. Das Lebensmotto dieser resoluten Frau ist "Nein kannst du zu deiner eigenen Oma sagen, Kindchen, ich kenne dieses Wort nicht." Und so konnte ich leider nie wirkliche Sympathien für sie aufbauen, stets hatte ich nur Mitleid mit Mäxchen, den sie vor anderen oft als geistig und körperlich minderbemittelt beleidigt. "Warum wehrst du dich eigenlich nie? Gegen niemanden?" wird er mal gefragt. "Ich käme dann zu nichts anderem mehr." antwortet er resigniert.

Mein Herz öffnete sich für die Großmutter mit dem dicken Zopf erst im zweiten Teil des Buches, als sie sich so wundervoll des kleinen Tschingis annimmt (obwohl sie auch da niemand drum gebeten hat). Aber retten konnte es das nicht mehr für mich, vor allem da die ganze Geschichte auch steht und fällt mit Margerita. Die anderen Mitglieder dieser ungewöhnlichen Familienkonstellation sind lediglich Nebenfiguren dieses Drama, dass mich in einer eher beklemmenden Stimmung zurück ließ.