Magarita Iwanowna hält alles zusammen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mel.e Avatar

Von

"Der Zopf meiner Großmutter" ist wie eine Tragikkomödie zu lesen, die durch Wortwitz bestechen konnte, aber auch jede Menge persönliches Drama und Trauer beinhaltet. Mitunter nur zwischen den Zeilen zu lesen, aber dennoch nachdenklich stimmend. Solch eine russische Babuschka als Familienoberhaupt einzusetzen, ist wirklich faszinierend und macht den Roman daher zu einem echten Erlebnis. Die etwas mehr als 200 Seiten lassen das Buch recht dünn erscheinen und dennoch ist der Lesegenuss dadurch nicht geschmälert, denn es erzählt von einem Leben, welches nicht immer von Harmonie geprägt ist. Vergangenheit und Gegenwart scheinen mitunter vermischt.
Max der Protagonist, aus dessen Sicht wird die Geschichte erzählt, scheint ein schweres Los zu tragen, da seine Großmutter immer auf seine Gesundheit bedacht ist, die in Osteuropa anders bescheinigt wurde und es ihr unbegreiflich erscheint, dass die Ärzte in Deutschland scheinbar ihr Fach nicht verstehen. Dieses erweckt zunächst den Eindruck auf eine doch sehr narzisstische Frau, die aber im weiteren Verlauf der Story einen anderen Einblick in ihr Leben zulässt. Eigentlich ist Margarita Iwanowns diejenige, die die Familie zusammenhält, auch wenn sie dieses auf doch recht ungewöhnlich Art und Weise versucht. Manchmal tat sie mir leid, da doch ihre Träume und Wünsche auseinander gebrochen sind. Sie versucht sich hier und da ein Standbein aufzurichten und auch dieses wird immer wieder vereitelt. Letztendlich zeigt sie Stärke und einen starken Willen, sodass klar wird, das Margarita Iwanowna eine ganz besondere Frau ist, die zunächst unsympathisch und dominant wirkt, aber ihr Herz auf dem rechten Fleck hat. Schmerz, Trauer und Verlust lassen sie so agieren, wie sie sich im Roman darstellt und eigentlich trifft sie oftmals Entscheidungen, die ihr zwar wehtun, sie aber nicht brechen können.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an einen Roman, der wirklich außergewöhnlich ist und mir eine gelungene Lesezeit beschert hat, die mich auch emotional berühren konnte.