Mit spitzer Feder erzählt

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gisel Avatar

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Max ist mit seinen Großeltern nach Deutschland gekommen. Die Großmutter soll früher eine gefeierte Tänzerin gewesen sein. Nun hat sie im Flüchtlingswohnheim ein hartes, aber herzliches Regime eingeführt, in dem sie vor allem ihren Enkel vor dem schädlichen Einfluss der Welt bewahren will. Sie merkt es erst als Letzte, dass ihr Mann sich verliebt hat. Doch auch damit geht die Großmutter auf ihre ganz eigene Weise um.

Ich habe die Bücher von Alina Bronsky für ihren pointierten Schreibstil und die faszinierende Beobachtungsgabe der Autorin schätzen gelernt. Scheinbar sachlich, dafür aber mit spitzer Feder erzählt sie über die Eigenheiten ihrer Protagonisten, und dennoch merkt man ihr an, dass sie ihren Figuren Sympathie entgegenbringt. Da springt beim Lesen sehr schnell das Kopfkino an und lässt den Leser immer wieder lachen. Lange habe ich allerdings nach den Gründen für dieses Verhalten gesucht, erst gegen Ende gab es einige eher spärliche Erklärungen dazu. Dadurch gerät die Oma ein bisschen zu sehr in die Ecke der Psychopathin, was das Buch zu sehr in die skurrile Richtung schiebt.

Diese Geschichte kann nicht so ganz mithalten mit ihrem letzten Buch, „Baba Dunjas letzte Liebe“, dennoch hat mich der bitterböse Erzählton und die pointierte Erzählung der Geschichte gut gefallen. In diesem Sinne empfehle ich das Buch etwas verhalten weiter.