Über eine russische Oma

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Maxim, auch bekannt als Mäxchen, ist mit seinen Großeltern Margarita und Tschingis als Kontingentflüchtling nach Deutschland gekommen und lebt dort nun in einem Wohnheim. Die Großmutter ist in ständiger Sorge um Mäxchens Gesundheit und versucht alles – was sie als schädlich erachtet – von ihm fern zu halten. Dazu kommt, dass sie ihren Enkel selbst für zurückgeblieben hält und daraus auch keinen Hehl macht. Durch ihre bestimmende Art macht sie es ihren Mitmenschen nicht besonders leicht und so kommt es fast, wie es kommen muss. Ihr Mann Tschingis verliebt sich in eine andere Frau. Doch Margarita wäre nicht sie selbst, wenn sie nicht auch in dieser Situation die Kontrolle übernehmen würde.

Alina Bronsky erzählt in „Der Zopf meiner Großmutter“ die Geschichte einer ganz besonderen Familie, die es so hoffentlich in Wirklichkeit nicht gegeben hat.
Gerade die Großmutter ist ein Charakter, der eigentlich nicht wirklich liebenswert ist. Sie ist bestimmend, weiß alles besser und versucht immer die Kontrolle zu übernehmen. Daher geht sie grundsätzlich immer davon aus, dass Maxim ohne sie praktisch nicht überlebensfähig wäre.
Eigentlich grenzt es fast an ein Wunder, dass der Junge trotzdem recht gut im Leben zurechtkommt. Er scheint ein wesentlich stärkerer Charakter zu sein, als seine Großmutter denkt.
Die Geschichte wird aus Maxims Perspektive erzählt, was dem Leser einige Informationslücken beschert, denn ein kleiner Junge ist nun mal kein allwissender Erzähler. So bleiben einige Fragen offen und einige Bereiche werden gar nicht behandelt. Dafür ist die Perspektive – die des Enkels auf die Großeltern – sehr interessant.
Wie immer finde ich Alina Bronskys Erzählstil grandios. Sie beherrscht es einfach, sehr eigenwillige Charaktere total gut rüberzubringen. Ich habe mich über den schwarzen Humor wirklich köstlich amüsiert und hatte teilweise kurz ein schlechtes Gewissen, weil die Bösartigkeiten der Großmutter zu meiner Erheiterung beigetragen haben. Ehrlicherweise habe ich von Bronsky allerdings auch nichts anderes erwartet.
Leider war ich am Ende nicht mehr ganz überzeugt von der Geschichte, die aus meiner Sicht im letzten Drittel etwas nachgelassen hat – vielleicht auch weil die Oma mit dem Alter etwas milder wird und Maxim zunehmend Abstand gewinnt.

Insgesamt kann ich „Der Zopf meiner Großmutter“ von Alina Bronsky aber natürlich nur weiterempfehlen. Das Buch ist enorm kurzweilig, allerdings sollte man wohl nicht zu zart besaitet sein und einige derbe Sprüche verkraften.