Wunderbar erzählt und voller Überraschungen

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druckdeufel Avatar

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Maxim erinnert sich. Und erzählt episodenhaft aus der Zeit nach der Ankunft in Deutschland, von dem Familiengefüge, in dem er heranwächst. Von seinem Großvater, der sich in Nina verliebt, seiner Großmutter, die sich mit viel Entschlossenheit und sehr ungewöhnlichen Ansichten an Erziehung versucht, Vera, die ihn stets gegen das Schienbein tritt, Maya, die als Schatten über allem hängt, und dem rothaarigen Juden. Dabei beobachtet er sehr genau und beweist bei den Interpretationen ein hohes Grad an Einfühlung.
Was Alina Bronsky hervorbringt, ist nicht weniger als eine Wundertüte. Es gibt keine Seite ohne Überraschung. So unvorhersehbar entwickelt sich die Handlung, so unberechenbar agieren die Personen, dass die Aufregung des Lesens kaum dem Fahren in einer Achterbahn nachsteht.
Die Impulse kommen meistens von der Großmutter. Mit einer haarsträubenden Pädagogik setzt sie Mäxchen Behandlungen und Beschimpfungen aus, die traumatische Folgen für dessen Entwicklung erwarten lassen. Schlag auf Schlag und ohne jeden Selbstzweifel kollidiert sie mit allem, was sich ihr entgegenstellt.
Obgleich man vor Mitleid mit dem sensiblen und aufmerksamen Maxim beinahe vergehen möchte, kann man sich dem Witz und der Originalität der Geschichte unmöglich entziehen. Eine tüchtige Portion schwarzen Humors hilft über die Abstrusitäten hinweg, mit denen die Großmutter die Geschicke der Familie in die energischen Hände nimmt.
Manchmal, scheint es, entgleitet ihr alles. Und gerade in den aussichtslosesten Situationen zeigt sich, dass sie trotz - oder wegen? - all der Probleme, die sie mit sich herumträgt, mit unerwarteten Stärken aufwarten kann.
Es gibt Bücher, die man gerne ein zweites Mal liest.
Ganz selten gibt es welche, die man am liebsten auswendig lernen würde, um sie immer bei sich zu haben.
So wie dieses.