Berührende Lektüre über drei Frauen auf drei Kontinenten

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adel69 Avatar

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Die Handlung:

Smita lebt in Indien. Sie ist verheiratet mit Nagarajan, der als Rattenfänger Geld verdient. Die Ratten werden in Indien gegessen. Smita gehört der untersten Kaste an, und als Frau hat sie kaum Rechte in Indien. Sie reinigt die Toiletten von Menschen, die den oberen Kasten angehören. Ihre Mutter und Großmutter haben schon dasselbe getan. Smita ist gewillt, dass ihre Tochter Lalita nicht auch Toiletten reinigen wird. Sie meldet Lalita an einer Schule an, damit diese dort lesen und schreiben lernt. Als Lalita an einem Tag dort den Boden kehren soll und sich weigert, wird sie von einem Lehrer geschlagen – und wird von da an die Schule nicht mehr besuchen. Smita beschließt, an einen anderen Ort zu fliehen, um ihrer Tochter doch noch die Möglichkeit zu geben, eine Schule zu besuchen. Doch so einfach ist das nicht.

Der Vater von Giulia aus Italien hat eine Perückenfabrik – und es war schon immer Giulias Wunsch, einmal in dieser Fabrik zu arbeiten. Als ihr Vater einen Verkehrsunfall erleidet und im Krankenhaus behandelt werden muss, entdeckt sie, dass die Perückenfabrik verschuldet ist. Eine neue Idee muss her – eine Idee, die die Firma rettet. Denn Giulia sieht ihre Zukunft weiterhin in dieser Fabrik – an der Seite ihres Partners Kamaljit Singh, der Inder ist und sein Land verließ, weil er dort Probleme hatte, als Sikh zu leben.

Sarah aus Montreal in Kanada ist eine erfolgreiche Anwältin. Hartnäckig hat sie an ihrer Familie gebastelt und ihren Job und ihr Familienleben voll im Griff. Ihr Leben ist strukturiert, es funktioniert, dass sie sich um ihre drei Kinder kümmert, aber auch als Anwältin Karriere macht. Doch eines Tages muss sie ihr Tempo zurücknehmen. Krebs wird in ihrer Brust entdeckt, und sie muss sich sofort operieren lassen. Sarah versucht, ihre Krankheit geheim zu halten – sowohl vor ihren Kindern, aber auch vor ihren Kollegen in der Kanzlei. Doch eines Tages begegnet sie einer Kollegin, die ihre Mutter begleitet, im Krankenhaus.

Meine Meinung:

Was ich hier lese, sind drei berührende Frauenschicksale –alle aus der auktorialen Erzählperspektive verfasst. Direkte Rede kommt selten vor, dafür viel indirekte Rede. Die Handlungen werden im Präsens erzählt.

Ich erfahre so nach und nach, wie sich das Schicksal der drei Frauen, die mir alle sympathisch sind und deren Beweggründe ich gut verstehen kann, entwickelt. Das ist interessant und hält mich am Lesen. Das Schicksal von Smita aus Indien hat mich erschüttert, ich spüre ihre Ausweglosigkeit in ihrer Situation als Frau einer unteren Kaste. Sympathisch war mir auch Giulia, die mit allen Mitteln versucht, die Firma ihres Vaters zu retten. Und ich fühle mit Sarah aus Montréal, weil ich selbst schon eine Schwester durch Krebs verloren habe. Ich will wissen, wie sie mit dieser schweren Krankheit umgeht, ob sie es schaffen wird, diese Krankheit zu überwinden.

Die Autorin präsentiert die Geschichten ihrer drei Hauptpersonen häppchenweise. Zuerst lese ich ein Kapitel über Smita, dann eines über Giulia, schließlich eines über Sarah. Fast immer enden die Kapitel mit einem „Cliffhanger“, so dass man atemlos an der Lektüre bleibt, weil man wissen will, wie die Geschichten weitergehen.

Weiterhin will man als Leser/-in wissen, warum dieses Buch „Der Zopf“ heißt. Denn irgendwie gehören die drei Geschichten verschiedener Frauen auf drei Kontinenten zusammen - und das kann man am Schluss des Buches sehen.
Für mich war das eine berührende, immer wieder atemlose und schöne Lektüre, der ich gerne fünf Sterne vergebe.