Der rote Faden: schwarze Haare

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emmmbeee Avatar

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Der rote Faden, der sich durch den Roman zieht, ist hier schwarzes Haar, besser gesagt, möglicherweise das Haar von Smita, das auch durch die Hände von Giulia und schliesslich durch die von Sarah geht. Drei Frauen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund, auf drei verschiedenen Kontinenten, die mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Und sie kämpfen tapfer, trotz äusserst schwieriger Lebensumstände. Es geht um Eigenständigkeit, um Selbstbehauptung, um die Überwindung existenzieller Not. Wenn auch das Leben von zweien vielleicht nur allzu kurz sein wird, haben doch alle drei am Ende des Buches einen persönlichen Sieg errungen, für sich und die Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung.
Die Frauen sind mir alle drei sympathisch, wie sie trotz entmutigenden Situationen nicht aufgeben und sich gleichsam freischwimmen, entgegen den Konventionen und der Realität am Arbeitsplatz. Mir gefällt auch, dass man bald ahnt, wie das Haar von Smita ihr Schicksal mit dem von Giulia und Sarah verknüpfen wird. Kapitel für Kapitel wird ein Zopf aus Texten geflochten, deren Inhalt (leider) immer noch höchst aktuell ist. Der Spannungsbogen reisst das ganze Buch hinweg nie ab, und ähnlich wie Sheherazade im orientalischen Märchen wechselt Laetitia Colombani jeweils an brisanten Stellen zur nächsten Protagonistin über. Sehr raffiniert!
Ich konnte den Roman als Hörbuch geniessen, wo Smita, Giulia und Sarah von verschiedenen Frauen gesprochen wurden, was die Konturen deutlicher setzte. Colombanis Sprache bzw. ihre Übersetzung kommt leichtfüssig und farbig daher, ich war richtig mit dabei. Die eindrücklichen Bilder und Situationen werden mich noch lange an den Roman denken lassen. "Der Zopf" ist ein Werk, das zu einem meiner Lieblingsbücher geworden ist. Ich empfehle es allen, die sich mitfühlend dafür interessieren, wie andere Menschen ihr Schicksal meistern.