Drei Geschichten meisterhaft verwoben

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Normalerweise schreibe ich in meinen Rezensionen nichts über das Cover, aber hier muss ich es einfach tun: Die Farben harmonieren hier so schön, gold, schwarz und beige sind so klug gewählt und wirken so elegant, man möchte es die ganze Zeit anschauen! Es wird auf jeden Fall ein Schmuckstück in meinem Regal werden.

Nun aber zum Inhalt: Autorin Laetitia Colombani hat nicht nud einen wunderbaren Namen, sondern auch einen wunderbaren Schreibstil. Es dauert nur wenige Seiten, dann ist man mitten im Geschehen, bangt um und fiebert mit Smita, Guilia und Sarah, deren Leben nicht unterschiedlicher sein könnte. Trotz der drei wechselnden Perspektiven mit so verschiedenen Szenarien schafft es die Autorin, dass man sich als Leser gar nicht richtig entscheiden kann, welche Geschichte gerade am spannendsten ist. Das Einfinden in die jeweils anderen Perspektiven gelingt dabei jedes Mal mühelos, ohne lästiges "was war da nochmal gerade passiert?".
Fasziniert hat mich auch, dass Laetitia Colombani jeder der drei Frauen eine eigene Stimme gegeben hat. Auch ohne die Überschriften hätte man als Leser leicht erkannt, um welche der drei Protagonistinnen es gerade geht. Ebenfalls meisterhaft beherrscht die Autorin letzte Sätze: die Kapitelenden sind jeweils so auf den Punkt gebracht spannend, dass man die nächste Seite einfach umblättern MUSS, weil man unbedingt wissen will, wie es weitergeht.

Die Geschichten der drei Frauen plätschern niemals einfach so dahin, immer passiert etwas, immer lässt subtile Spannung Seite um Seite umdrehen, bis man verwundert feststellt, dass man schon am Ende ist. Ich war glücklich und traurig, dass es das Ende war: Glücklich, weil ich mir einen anderen Ausgang im Kopf ausgemalt hatte und froh war, dass ich überrascht wurde, und traurig, weil ich die Geschichte und Smita, Giulia und Sarah schon wieder verlassen musste. Gern hätte ich noch ein bisschen in diesen drei Welten verweilt und insbesondere mehr über Smitas Kultur und das Leben in Indien erfahren.

Mein Fazit: Laetitia Colombani verwebt in "Der Zopf" drei Geschichten so meisterhaft miteinander, dass der Titel des Buchs eine doppelte Bedeutung bekommt. Absolute Leseempfehlung!