Ein Zopf aus drei Geschichten geflochten ...

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ilonar. Avatar

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Ein ganz wunderbares Buch! Das schon mal vorweg und zum Lust machen, es zu lesen.
In ihrem ersten Roman „Der Zopf“ erzählt die Autorin von drei Frauen auf drei Kontinenten, deren Lebenswege sehr unterschiedlich sind. Und das in vielerlei Hinsicht. Sie stammen aus sehr verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen und somit auch sehr verschiedenen wirtschaftlichen Verhältnissen.

Da ist zum einen Smita, eine Frau in Indien, die sich für ihre Tochter nichts sehnlicher wünscht als das diese Lesen, Schreiben und Rechnen lernt. Aber dass ein Kind der untersten indischen Kaste, der Unberührbaren, eine Schule besuchen könnte, ist im Normalfall undenkbar. Smita aber hat einen eisernen Willen und ist auch unter schwersten Bedingungen nicht bereit, diesen Gedanken aufzugeben und ihrer Tochter ein besseres Leben als das eigene zu ermöglichen.

Da ist als zweite Giulia, die Tochter eines Perückenmachers auf Sizilien, die das Handwerk von ihrem Vater und Vorbild erlernt hat und die ihren Beruf und das Material, mit dem sie täglich umgehen darf, liebt. Auf ihren Schultern lastet plötzlich die ganze Verantwortung für den Familienbetrieb, als der Vater nach einem Unfall im Koma liegt. Als sie entdeckt, dass das Unternehmen unmittelbar vor dem Bankrott steht, sucht sie nach Wegen, die Werkstatt für die Familie, aber auch für ihre Arbeiterinnen zu erhalten. Gegen viele Widerstände vor allem in der Familie setzt sie sich durch und führt einige ganz grundlegende Veränderungen ein.

Und als dritte Frau erleben wir Sarah, die in Montreal als erfolgreiche Anwältin in einer renommierten Kanzlei großes Ansehen genießt und auf dem besten Wege ist, als Partnerin in die oberste Ebene aufzurücken. Ihre Erfolge vor Gericht können sich sehen lassen und obwohl alleinerziehend kann sie ihren Kindern eine Menge bieten, alles außer Zeit. Als sie die Diagnose Krebs erhält, glaubt sie, so weitermachen können wir bisher. Arztbesuche, Therapien werden in ihrem Terminkalender unter bestimmten Verschlüsselungen geführt. Niemand in der Kanzlei erfährt etwas bis sich eines Tages Sarah und ihre Assistenten im Wartezimmer eines Arztes plötzlich gegenüberstehen. Kann Sarah sich der Loyalität der Mitarbeiterin sicher sein?

Am Ende des Buches verbinden sich diese drei Handlungsstränge auf eine Weise, die jeder der drei Frauen ihren Wunsch erfüllt und sie untrennbar mit einander verbindet, obwohl sie sich nie begegnen werden. Bis dahin erfährt man viele sehr persönliche Beweggründe dieser drei Frauen, die jede auf ihre Weise sicher eine außergewöhnliche Lebenssituation erfahren. Auch die kulturellen, traditionellen und gesellschaftlichen Hintergründe werden ohne Pathos erzählt und vielleicht berühren sie deshalb auf eine ganz besondere Weise.

Eine absolute Leseempfehlung und ein Buch, dass noch lange nachwirken wird.