spannungsarmer Krimi

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hybris Avatar

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„Der zweite Sohn“ ist ein Krimi, in welchem es im Kern um konkurrierende Gangs geht.

Worum geht’s?

Milan Novak kam 1980 mit seiner Frau Branka aus Kroatien (das damals noch zu Jugoslawien gehörte) nach Australien. Er hat zwei Söhne, Ivan (Johannes) und Johnny (Johannes), und Amy (mit angelsächsischen Wurzeln) als Schwiegertochter, sie ist Johnnys Frau. Sasha ist der Enkel. Die Familie Novak ist kriminell, und als Ivan erschossen wird, soll der Zweitgeborene für Rache sorgen, da Milan meint, dass "die Serben" (ein serbischer Clan, der mit dem Novak-Clan konkurriert) schuld seien. Amy will, dass Johnny aussteigt, so richtig fühlt sie sich von Novaks eh nicht akzeptiert. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Amy und Johnny erzählt. Ganz am Anfang konnte mich die story noch fesseln. Mir war jedoch schnell klar, wer Ivans Mörder ist, da die Hinweise der Autorin nicht unbedingt kryptisch sind. Die Geschichte zieht sich leider wie ein Kaugummi, außerdem war mir das Ganze zu dialoglastig. Die Figuren sprechen oft das Offensichtliche aus, sie
sind alle nicht sehr schlau (Johnny hat immerhin eine „Entschuldigung“ für sein Verhalten). Die Charakterisierung ist mir persönlich zu flach, immer wieder wird die Schönheit Amys betont, der Patriarch ist natürlich ein brutaler Despot, Grautöne gibt es kaum. Ein wenig mehr „Feinschliff“ hätte dem Roman nicht geschadet, teilweise liest sich das Ganze wie eine Geschichte, die an einem Nachmittag verfasst worden ist, das Lektorat hätte ruhig an der Rohfassung feilen dürfen, da die Autorin auch beim Code – Switching teilweise Fehler macht, wenn es um Rechtschreibung und um die korrekte Verwendung von Ausdrücken geht.
Ich habe mich beim Lesen gefragt, was das Alleinstellungsmerkmal des Krimis ist. Das australische setting? Thriller (dieser ist keiner) über Bandenkriminalität gibt es wie Sand am Meer. Auch die Bikergang ist nichts Neues – „Sons of Anarchy“ lassen grüßen.

Fazit:

Loraine Pecks Erstling konnte mich leider nicht begeistern. „Der zweite Sohn“ ist ein spannungsarmer, langatmiger Krimi, der nicht frei von Klischees ist. Raffinesse und Subtilität sucht man vergebens, Stil & Sprache sind mir zu simpel. Die Protagonisten sind unsympathisch und der Handlungsverlauf ist meines Erachtens vorhersehbar. Keine Empfehlung!