Datt Ding hat jesessen!
Es ist fast schon unheimlich, dass man bereits im Vorfeld weiß, wie begeistert man vom neuen Werk der Autoren sein würde. Tsokos und Schwiecker sind aus der Buchszene nicht mehr wegzudenken und mittlerweile Garanten für ausgeklügelte Plots und mordsmäßige Spannung. Sicher spielt dabei die Erfahrung mit rein, die beide mitbringen. Tsokos als Rechtsmediziner, Schwiecker als Strafverteidiger. Ein perfektes Duo, wie ich finde. In ihrem neuen Werk haben sie ein Thema aufgegriffen, das nach wie vor aktuell und ziemlich brisant ist.
Wie fühlt man sich, wenn man eines Mordes verdächtigt wird, den man nicht begangen hat? Und wenn alle Beweise gegen einen sprechen.
Ich habe mir diese Frage beim Lesen auch immer wieder gestellt und war glücklich, nicht in der Situation des Angeklagten zu stecken. Aber auch nicht in der von Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer und Strafverteidiger Rocco Eberhardt!
Zitat Seite 288/289:
"Rocco schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, was er denken sollte. Immer dasselbe Hin und Her, war sein Mandant glaubwürdig oder nicht, sagte er die Wahrheit oder nicht, log er ihn an oder nicht ..."
Die Autoren führen uns direkt ins Geschehen ein, wir befinden uns in einer Männerkneipe mitten in Berlin-Schöneberg. Es ist Freitagmorgen und die kommende Hitze des Tages ist schon deutlich in den Räumlichkeiten zu spüren. Dort hat ein Angestellter in der hinteren Ecke des Darkrooms die Leiche eines Mannes entdeckt, den man hier als Erzengel kennt. Und schon ist man mittendrin, will unbedingt wissen, um wen es sich handelt und was diesem Mann passiert ist.
Sowieso lebt dieses Buch nicht nur von den einzelnen Figuren mit ihren Ecken und Kanten, ihrem Wortwitz und Know-how, sondern von der Atmosphäre, die einen ab Seite 1 verfolgt. Tsokos und Schwiecker gelingt es beinahe mühelos, einerseits Spannung einzubauen, andererseits ihrer Leserschaft interessante Fakten mit auf den Weg zu geben. So habe ich erfahren, was eine "Sofortbearbeitung" der Fachkommissariate ist, was genau Toxikologen bei ihrer Arbeit beachten müssen, ich war bei den Ermittlungen dabei, im Sektionssaal und im Schwurgerichtssaal. So war der Plot nicht nur unfassbar abwechslungsreich, sondern sorgte dafür, dass sich die Puzzleteile nach und nach zusammenfügten. Fast fühlte es sich wie ein kleines Erfolgserlebnis an.
PS: Googelt mal "Oszillationssäge". Kannte ich vorher auch noch nicht.
Ganz nebenbei räumen Tsokos und Schwiecker mit Klischees auf.
Zitat Seite 16:
"Und tatsächlich gab es dagegen auch kein wirksames Mittel. An mentholpaste, die man sich angeblich unter die Nase schmieren konnte und die besonders in TV-Krimis gern zum Einsatz kam, war auch nichts dran. [...] Denn wenn jeden Tag die minzhaltige Salbe auf der Oberlippe zum Einsatz käme, wäre diese in kurzer Zeit regelrecht weggeätzt."
Die Sprache der Autoren ist locker, zeitgemäß und pointiert. Oft konnte ich die Figuren selbst reden hören und musste dabei aufgrund ihrer Redeart schmunzeln. Manchmal habe ich mich dabei ertappt, wie ich überlegt habe, wer eigentlich welchen Part geschrieben hat. Oder ob beide zusammen am Tisch saßen, um zu brainstormen (lustige Vorstellung, oder?).
Berlin als Setting hat mich vollkommen begeistert. Für mich als gebürtige Berlinerin ist es jedes Mal ein Highlight, wenn ich Orte in Büchern wiederfinde, die ich tatsächlich schon gesehen habe. Moabit, Charlottenburg, Schöneberg - überall bin ich selbst schon entlanggelaufen. Hier hätte ich mir dennoch mehr Beschreibungen der Örtlichkeiten gewünscht, um die Vorstellungskraft noch ein bisschen mehr anzukurbeln für diejenigen, die noch nie dort waren. Aber auch für mich, um in Erinnerungen zu schwelgen. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau.
Die Auflösung der Mordfälle hat mich berührt, nachdenklich gestimmt, wütend gemacht und bis jetzt nicht losgelassen. Zwar konnte ich die Motive des Täters verstehen und empfand sogar etwas Mitleid mit ihm. Allerdings rechtfertigen seine Beweggründe nicht, was er getan hat. Mord ist und bleibt nun mal Mord.
Und dann passierte doch echt noch auf der allerletzten Seite etwas, was eine Kinoszene aus einem hochkarätigen Blockbuster hätte sein können. Geil! Ein cleverer Schachzug der Autoren, um nochmal ordentlich Wumms zu machen. Schade, dass ich mit dem Buch schon durch bin. Wenn du es noch vor dir hast: du Glückspilz! Viel Spaß beim Ermitteln!
Wie fühlt man sich, wenn man eines Mordes verdächtigt wird, den man nicht begangen hat? Und wenn alle Beweise gegen einen sprechen.
Ich habe mir diese Frage beim Lesen auch immer wieder gestellt und war glücklich, nicht in der Situation des Angeklagten zu stecken. Aber auch nicht in der von Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer und Strafverteidiger Rocco Eberhardt!
Zitat Seite 288/289:
"Rocco schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, was er denken sollte. Immer dasselbe Hin und Her, war sein Mandant glaubwürdig oder nicht, sagte er die Wahrheit oder nicht, log er ihn an oder nicht ..."
Die Autoren führen uns direkt ins Geschehen ein, wir befinden uns in einer Männerkneipe mitten in Berlin-Schöneberg. Es ist Freitagmorgen und die kommende Hitze des Tages ist schon deutlich in den Räumlichkeiten zu spüren. Dort hat ein Angestellter in der hinteren Ecke des Darkrooms die Leiche eines Mannes entdeckt, den man hier als Erzengel kennt. Und schon ist man mittendrin, will unbedingt wissen, um wen es sich handelt und was diesem Mann passiert ist.
Sowieso lebt dieses Buch nicht nur von den einzelnen Figuren mit ihren Ecken und Kanten, ihrem Wortwitz und Know-how, sondern von der Atmosphäre, die einen ab Seite 1 verfolgt. Tsokos und Schwiecker gelingt es beinahe mühelos, einerseits Spannung einzubauen, andererseits ihrer Leserschaft interessante Fakten mit auf den Weg zu geben. So habe ich erfahren, was eine "Sofortbearbeitung" der Fachkommissariate ist, was genau Toxikologen bei ihrer Arbeit beachten müssen, ich war bei den Ermittlungen dabei, im Sektionssaal und im Schwurgerichtssaal. So war der Plot nicht nur unfassbar abwechslungsreich, sondern sorgte dafür, dass sich die Puzzleteile nach und nach zusammenfügten. Fast fühlte es sich wie ein kleines Erfolgserlebnis an.
PS: Googelt mal "Oszillationssäge". Kannte ich vorher auch noch nicht.
Ganz nebenbei räumen Tsokos und Schwiecker mit Klischees auf.
Zitat Seite 16:
"Und tatsächlich gab es dagegen auch kein wirksames Mittel. An mentholpaste, die man sich angeblich unter die Nase schmieren konnte und die besonders in TV-Krimis gern zum Einsatz kam, war auch nichts dran. [...] Denn wenn jeden Tag die minzhaltige Salbe auf der Oberlippe zum Einsatz käme, wäre diese in kurzer Zeit regelrecht weggeätzt."
Die Sprache der Autoren ist locker, zeitgemäß und pointiert. Oft konnte ich die Figuren selbst reden hören und musste dabei aufgrund ihrer Redeart schmunzeln. Manchmal habe ich mich dabei ertappt, wie ich überlegt habe, wer eigentlich welchen Part geschrieben hat. Oder ob beide zusammen am Tisch saßen, um zu brainstormen (lustige Vorstellung, oder?).
Berlin als Setting hat mich vollkommen begeistert. Für mich als gebürtige Berlinerin ist es jedes Mal ein Highlight, wenn ich Orte in Büchern wiederfinde, die ich tatsächlich schon gesehen habe. Moabit, Charlottenburg, Schöneberg - überall bin ich selbst schon entlanggelaufen. Hier hätte ich mir dennoch mehr Beschreibungen der Örtlichkeiten gewünscht, um die Vorstellungskraft noch ein bisschen mehr anzukurbeln für diejenigen, die noch nie dort waren. Aber auch für mich, um in Erinnerungen zu schwelgen. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau.
Die Auflösung der Mordfälle hat mich berührt, nachdenklich gestimmt, wütend gemacht und bis jetzt nicht losgelassen. Zwar konnte ich die Motive des Täters verstehen und empfand sogar etwas Mitleid mit ihm. Allerdings rechtfertigen seine Beweggründe nicht, was er getan hat. Mord ist und bleibt nun mal Mord.
Und dann passierte doch echt noch auf der allerletzten Seite etwas, was eine Kinoszene aus einem hochkarätigen Blockbuster hätte sein können. Geil! Ein cleverer Schachzug der Autoren, um nochmal ordentlich Wumms zu machen. Schade, dass ich mit dem Buch schon durch bin. Wenn du es noch vor dir hast: du Glückspilz! Viel Spaß beim Ermitteln!