Packender Fall mit unvorhersehbaren Wendungen

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Ich mag die Justizkrimis der Reihe ausgesprochen gern. Die Fälle sind kompliziert und werfen oft Fragen auf, die fast schon philosophischen Charakter haben, ohne zu belehren oder die Spannung zu stören.
Hier hat der Strafverteidiger Eberhardt es mit einem besonders heiklen Fall zu tun. Dafür gibt es zwei Gründe. Jan Staiger wird vorgeworfen, einen Bekannten mit Liquid Ecstasy getötet zu haben. Die Beweislage ist dünn, bis ein weiteres Opfer zu beklagen ist. Hier zeigen die Beweise eindeutig auf Staiger. Erschwerend kommt hinzu, dass Staiger homosexuell ist, genauso wie seine möglichen Opfer, was Vorurteile den Weg ebnet. Der andere Grund liegt bei Eberhardt selbst. Er weiß nicht, ob er seinem Mandanten trauen kann und zweifelt an seiner Menschenkenntnis. Das lässt ihn in seiner Beweisführung unsicher werden.
Es kommt zum finalen Schlagabtausch vor Gericht mit offenem Ende. Ich liebe diese Wortgefechte, die sprachlich ein Hochgenuss sind. Hier kommt es auf jedes Wort an und zu welchem Zeitpunkt man sein Ass aus dem Ärmel zieht.
Ich gebe zu, zu Beginn war ich mir nicht sicher , ob Staiger nicht doch der Täter war. Zwar fand ich das Verhalten des ermittelnden Kriminalbeamten überzogen, aber korrekt. Trotz meiner Zweifel war mir Staiger nicht sympathisch und so war ich dann doch voreingenommen. Zu meiner Freude und Rettung aus dem Chaos lässt der Autor den Täter immer wieder selbst zu Wort kommen, so dass ich einen Wissensvorsprung bekam. Raffinierter Weise waren die Kapitel so gestaltet, dass ich keine Rückschlüsse auf die Person selbst bekam. Dementsprechend war die Auflösung eine echte Überraschung. Zumal der Autor einige überzeugende Nebelkerzen gezündet hatte , die eine andere Person in den Focus rückte. Mitleid konnte für den Täter nicht empfinden, da mir das Motiv zu selbst bezogen war.
Gerade als ich mich entspannen und gemeinsam mit Eberhardt, seinem Freund Toby, der für ihn als Detektiv tätig ist und dem Rechtsmediziner Jarmer, der bei medizinischen Fragen weiterhilft, den abgeschlossenen Fall feiern wollte, lässt der Autor eine Bombe platzen, die mich fassungslos gemacht hat.
Auf jeden Fall war das Lesen ein einziger Genuss und Freude für mich. Die Handlung war facettenreich und spannend und hat mehrfach meinen Blutdruck in die Höhe getrieben.