Sehr interessant, was vor Gericht und in der Gerichtsmedizin passiert

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jackiistz Avatar

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Mit dem Justiz-Krimi "Der 2. Verdächtige" geht eine Buchreihe zu Ende, von der ich vor dem Lesen dieses Buches nicht einmal etwas gewusst habe. Das braucht man aber, meiner Meinung nach, gar nicht. Die Geschichten scheinen auch unabhängig voneinander zu funktionieren, obwohl es natürlich schon schön ist, wenn man gewisse Hintergrundinformationen vorab bekommt. Der Krimi von Schwiecker und Tsokos ist auf jeden Fall sehr unterhaltsam und behandelt Themen wie die Gerichtsmedizin und auch alles, was so in einer Gerichtsverhandlung läuft, super genau.

Rocco Eberhardt wird wieder für einen Fall als Verteidiger engagiert. Dieser Fall scheint aber alles andere als schnell abgehandelt zu sein, denn sein Mandant wirkt zwar unschuldig, soll es aber auf keinen Fall sein. Ein Mord erschüttert nämlich in einem Berliner Nachtclub die Stadt. Hauptkommissar Berger und sein Team sind fest von der Schuld des jungen Mannes überzeugt und sollen auch noch einiges mehr an Beweismitteln bekommen, um diese These zu untermauern. Und auch wenn der Fall wirklich aussichtslos für den jungen Angeklagten aussieht, fühlt Rocco Eberhardt doch etwas, was ihn aufhorchen lässt. Schnell kommt er zu dem Schluss, dass man seinen neuen Mandanten als Sündenbock hinstellt und dass im Apparat der Justiz so einiges falsch zu laufen scheint. Auch die Polizei rund um den Ermittler Berger bekleckert sich nicht mit Ruhm und geht fragwürdigen Methoden nach um den Fall schnell zu einem Abschluss zu bringen. Doch nicht mit Rocco, der alles für seinen Mandanten als Verteidiger tut und ihn aus der Untersuchungshaft herausholt. Als dann aber auch eine zweite Leiche auftaucht, die ähnliche dem ersten Mordopfer ist, weiß selbst der starke Rechtsanwalt sich nicht mehr zu helfen und braucht einen Plan um seinen Mandanten aus der Schusslinie zu bekommen. Es sieht nicht gut aus für Jan Staiger, den verdächtigen Mann. Wird Rocco das Rätsel um die beiden mysteriösen Mordfälle lösen können und dem Gericht den wahren Schuldigen präsentieren können? ist Jan Staiger wirklich so unschuldig, wie er selbst beteuert oder hält er alle, selbst seinen Verteidiger, zum Narren?

Für einen guten Krimi bin ich ja immer zu haben und als ich gelesen habe, dass hier wieder der Rechtsmediziner Prof. Dr. Michael Tsokos beteiligt war, war das Lesen dieses Buches ein Muss für ich. In der Vergangenheit habe ich schon ein paar der Krimis gelesen, bei denen der Rechtsmediziner mitgewirkt hat und war immer wieder begeistert, aber auch erstaunt gewesen. Erstaunt über die Direktheit, was vor allem die rechtsmedizinischen Teile der Bücher anbelangt. In den Büchern, wie auch in diesem Buch hier, wird sehr grafisch beschrieben, wie eine Obduktion vonstatten geht und worauf des dabei zu achten gilt. Für manch einen könnte die Darstellen doch etwas heftig sein. Ich bin selbst manchmal etwas empfindlich, was diese grafischen Darstellungen an einem Leichnam angehen, aber ich fand es hier durchaus in Ordnung. Auch hat mich der juristische Anteil sehr in seinen Bann gezogen. Ich habe mich schon immer für die Justiz interessiert und finde es super spannend, wie solch ein Gerichtsverfahren überhaupt abläuft. Auch, was das angeht, bekommen wir in diesem Buch einen guten Einblick. Gut gefallen haben mir auch die recht kurzen Kapitel. So wurde ich immer wieder dazu animiert direkt weiterzulesen. Dass in den verschiedenen Perspektiven gewechselt wurde, fand ich auch nicht schlecht. Normalerweise bin ich kein großer Fan von der "großen Unbekannten" als Erzählversion. Hier hat es mich aber nicht so gestört. Den Fall an sich fand ich auch gut gewählt und spannend. Ich wusste bis zum Schluss nicht, wer der Mörder ist. Man wurde im Laufe des Buches auf die verschiedensten Fährten gelockt, keine hat sich allerdings als heiße Spur entpuppt, weshalb das Ende dann doch sehr überraschend kam. Es ist wohl auch das Ende der gesamten Buchreihe, die, wie ich recherchiert habe, aus insgesamt fünf Bänden besteht. Dieses hier ist der letzte Teil und so ist auch das Ende ganz gut auf das Ende der Buchreihe abgestimmt. Da es sich hierbei um einen Justiz-Krimi handelt, kommt nicht ganz so viel "Gefühl" auf. Es wird alles eher analytisch gesehen und natürlich möchte man einen Zweifach-Mörder entlarven. Aber ein wenig mehr Zwischenmenschliches hätte ich mir vielleicht doch gewünscht. Der Story an sich hat das aber keinen Abbruch getan. Ich fand sie spannend, fesselnd und hatte das Buch innerhalb eines Tages durchgelesen.