Der Kampf gegen die Macht

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murksy Avatar

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Johann Rukelie Trollmann, ein grandioser Boxer, lebte in einer dunklen Zeit. Seine wahre Geschichte wird hier nicht zum ersten Mal in Buchform zelebriert. Allerdings hier in Romanform, was die Geschichte auch für eine größere Leserschaft öffnen wird. Hitler, ein Freund des Boxens, will den Sport fördern. Der unterwürfige Vorsitzende des Boxvereins läßt sofort Taten sprechen und sortiert alles aus, was ihm schon lange ein Dorn im Auge war. Ob Juden oder Zigeuner, alles was nicht in das arische Muster paßt, muss den Verband verlassen. Funktionäre und Boxer gleichermaßen, sollen entweder zum Rücktritt gezwungen werden, oder auf andere Art demontiert werden. Doch beim Anblick der Streichliste wird schnell klar, dass bei konsequenter Umsetzung nicht viel übrig blieb, was einen Boxsport am Leben halten konnte. Widerwillig wird der Sinto Trollmann, genannt Gipsy, endlich zu seinem großen Kampf um die deutsche Meisterschaft zugelassen. In einer überragenden Manier spielt Gipsy mit seinem Gegner, er demütigt ihn und somit alle deutschen Funktionäre. Doch mit allen Tricks soll verhindert werden, dass die Meisterschaft dem Zigeuner zuerkannt wird. Nur das tobende Publikum zwingt den Verband dazu, ihm den Gürtel umzuschnallen. Aber die Macht findet auch hier ihre Mittel, unter einer fadenscheinigen Behauptung wird der Titel nach ein paar Tagen aberkannt. In einem letzten Kampf soll Gipsy demontiert und vernichtet werden. Gegen einen eigentlich schwächeren Gegner werden Trollmann dermaßen lächerliche Auflagen gemacht, dass er keine Chance hat, zu gewinnen. Mit blond gefärbten Haaren führt er das System an der Nase herum und läßt sich einen symbolischen Niederschlag für die Arier verpassen. Jahre später, nachdem der im Krieg für Deutschland gekämpft hatte, wird Trollmann in einem KZ getötet.
Ein bewegendes Buch, dass den irrsinnigen Kampf der Nazi-Herrschaft gegen daas "Anderssein" in seinem Wahnwitz beschreibt. Die verzweifelten Versuche des Vorsitzenden, seinen Verband zu säubern und die abstrusen Kampfregeln, lassen die eigentliche Ohnmacht der Mächtigen erkennen. Der Roman setzt die damaligen Geschehnisse glaubhaft und sehr bildlich um, der Boxkampf zur kurzen Meisterschaft wird zelebriert, jeder Schlag ein Schlag gegen das System der Unterdrückung. Das mag manchem Leser etwas zu sehr in die Länge gezogen sein, spiegelt es aber trotzdem den ungleichen Kampf wieder, den Trollmann letztendlich nicht gewinnen kann. Und obwohl die Ungerechtigkeit auch für die Zuschauer klar erkenntlich, werden diese irgendwann zu kuschenden Mitläufern. Große Erzählkunst machen diesen Geschichtsroman nicht nur für Boxfans zu einem gelungenen Rückblick auf die dunkle Epoche unserer Geschichte.