Deutsche Geschichte

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Stephanie Bart schreibt hier keinen Unterhaltungsroman im üblichen Sinne, es ist ein biografischer Roman über das Leben von Johann Trollmann. Dieser war in den frühen 30er Jahren ein überaus talentierter Boxer. Unkonventionell, beliebt, charismatisch, erfolgreich – und ein Sinto. Letzeres wird ihm in dieser Zeit zum Verhängnis.

Stephanie Bart weiß hervorragend, mit der Sprache und Sprachmelodie umzugehen und kann damit fast schon zaubern. Damit meine ich nicht, dass sie blumig oder so schreibt. Sie bleibt sachlich und distanziert, aber genau damit macht sie den Leser so betroffen, denn er darf sein eigenen Gedanken und Gefühle in die Geschichte einbringen. So entführt sie den Leser 80 Jahre zurück und zeigt auf, dass Sport schon damals unter Politik zu leiden hatte.

Die Autorin beschreibt sehr anschaulich die Ideologie dieser Zeit, die Schwierigkeiten und Hassaktionen – aber auch das Boxen ansich. Sehr gut gemacht, sehr tiefgängig, sehr eindrucksvoll – und sehr deprimierend. Ja, es ist ja auch kein fröhliches Thema. Aber wie man doch bestimmt an meiner Hilflosigkeit in dieser Rezension merken kann, macht mich dieses Buch fassungslos, unendlich traurig und wütend auf eine Zeit, die lang vor meiner Geburt war. Auch wenn schon so viel darüber gesagt wurde – es gibt noch so viele Geschichten aus dieser Zeit, die Schicksale greifbarer machen, als man es in der Schule lernte und die uns alle dazu ermahnen, solche Dinge nie wieder geschehen zu lassen.

Das Thema ist immer aktuell, denn es ist immer irgendwo Krieg und immer aus idealistischen Gründen, die einfach nur schwachsinnig sind. So wie jetzt der Wahnsinn des ISIS.

Wann lernt der Mensch endlich, sich menschlich zu benehmen?

Vielleicht hilft die Lektüre solcher Bücher dabei? Ich hoffe es.

Von mir jedenfalls vier Sterne.