Der Autorin Stephanie Bart ist für ihre exzellente Recherchetätigkeit und das tiefe Eintauchen in die Faszination des Boxsports sehr hoher Respekt zu zollen. Ihr ist ein atmosphärisch dichter Roman gelungen, der den Leser mitnimmt in die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte. Johann Rukelie Trollmann ist ein junger, sehr ambitionierter Boxer, der zusehens in die Abgründe des arischen Rassenwahns hineingezogen wird. Zunächst wird er als Ersatzmann für einen jüdischen Boxer benannt, als die erste Säuberungswelle im Namen des Vorstands des Verbands Deutscher Faustkämpfer und der Boxsportbehörde Deutschland durchgeführt wird, und die jüdischen Boxer wegen der ausländischen Gräuelpropaganda von der Liste gestrichen und ihre Kämpfe verboten werden. Sehr schnell gerät aber auch Johann Rukelie Trollmann als Sinto ins Visier der SA. Letztendlich wird ihm der Titel, den er sich ehrlich erkämpft hat, aberkannt. Sein junges, von so vielen Hoffnungen und Wünschen geprägtes Leben findet einen grausamen Tod in einem Konzentrationslager. Stephanie Bart gelingt es, dem Leser zu zeigen, dass selbst so etwas vordergründig Apolitisches wie der Boxsport in diesen schrecklichen Zeiten zu einem Politikum wurde und es keine Zufluchtsnischen für niemanden in diesem Unrechtsstaat gab. Dafür ist ihr größte Hochachtung auszusprechen, die sie sich als Autorin fürwahr redlich erschrieben hat.