In the clearing stands a Boxer

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tochteralice Avatar

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singen Simon & Garfunkel in ihrem bekannten Song: auch in Berlin steht einer im Ring - ein Boxer, meine ich. Und was für einer: Trollmann, der Zigeuner, der auch 1933 noch kein Auge trocken lässt. Ein Auszug aus seinem (Boxer)Leben in einer sehr schweren Zeit, unmittelbar nach Hitlers Machtergreifung wird hier geschildert, die Vorbereitung auf den Kampf seines Lebens - gegen den Konkurrenten Witt - und der Kampf selbst. Ein halbes Jahr als Auszug aus Trollmanns Leben, aus Nazideutschland, denn auch das ist es und Autorin Stephanie Bart schildert dies ausgesprochen gekonnt und so atmosphärisch, dass es mir nicht schwerfiel, in diese ganz spezielle Umgebung einzutauchen.
Trollmann ist - noch - magisch: "SA-Mann Willi Radzuweit rempelte zurück: "Mach du mir erst mal so ne Flanke vor, dann kannste mir in Zukunft auch sagen, bei wem ich klatschen soll und bei wem nich!""(S.8) Auch die falsche Seite, die neue Führungsriege kann sich - noch - nicht entziehen.
Doch geht es mir zu sehr ins Boxen - ich habe wirklich große Achtung vor der Autorin, dass sie so tief in die Materie eingetaucht ist, die Zusammenhänge so detailliert und gleichzeitig stimmungsvoll beschreiben kann, auch wenn ihr Versuch, die Sprache, den Stil der damaligen Zeit aufzugreifen, mitunter mühselig zu rezipieren ist.
Keine leichte Kost: Stephanie Barth hat es sich und ihrer Leserschaft nicht leicht gemacht: ihr Einblick in das Sportler-, das Boxermilieu der Nachkriegszeit beruht auf mehr als auf guter Recherche - es ist das absolute Eintauchen in das Thema, eine Verschmelzung auf Zeit. Ich lese viel und empfinde dies in der Regel auch bei durchaus anspruchsvollen als Entspannung, als kleinen Ausbruch aus dem Alltag. Hier war es anders: dieses Buch hat mich gefordert, über Gebühr, wie ich finde. Im Klartext: Das Thema Boxen nahm überhand, wurde mir einfach zu viel. Trotz meiner Bereitschaft, in diesem Milieu zu versinken, war ich froh, mich daraus wieder befreien zu dürfen.

Eine Leseempfehlung mit Einschränkungen ist es also, die ich ausspreche, für einen sehr, sehr kleinen Personenkreis, der gewillt ist, sich dem Thema Boxen in der frühen Nazizeit für einen begrenzten Zeitraum komplett auszuliefern!