Johann Rukelie Trollmann

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Johann Rukelie Trollmann war mir bisher unbekannt. Um mehr zu erfahren, hatte ich große Erwartungen in das Buch gesetzt, die leider nicht erfüllt wurden. Man erfährt zwar einiges über den Boxer, aber das Wesentliche bleibt ungesagt. Es ist eine lange Reportage über einen Boxkampf über 12 Runden, minutiös aufgezeichnet und lehrmeisterlich dargestelt. Dies dürfte nur für absolute Boxfans von wirklichem Interesse sein. Der Leser erfährt natürlich auch, wie es dazu kam, daß Trollmann zu dem Kampf zugelassen wurde, aber die Hintergründe und Personen sind nur unzureichend beschrieben.

Es ist das Jahr 1933. Der Führer favorisierte das Boxen. Es sollte die Kerndisziplin der körperlichen Erziehung im staatspolitischen Sinne sein. Nun ging der Erste Vorsitzende der Boxsportbehörde daran, die Säuberungsaktion des Führers durchzusetzen, er strich alle jüdischen Namen aus der Mitgliederliste, so auch Erich Seelig, den deutschen Doppelmeister im Mittelgewicht und Halbschwergewicht. An seiner Stelle sollte Trollmann boxen. Er war Sinto und somit das kleinere Übel. Trollmann war beim Publikum sehr beliebt. Er war ein überaus talentierter und taktisch klug agierender Boxer. Aber er stand unter strenger Beobachtung des Boxsportverbandes und der SA. Man wollte ihn am Boden sehen. Bei dem Titelkampf um den Deutschen Meister siegte er nach Punkten, aber der Titel wurde ihm unter fadenscheinigen Argumenten nicht zuerkannt. Bei seinem letzten offiziellen Kampf, den er nur unter schweren Auflagen bestreiten durfte, wußte er, daß er nur verlieren konnte. Er ließ sich die Haare blond färben und puderte die Haut weiß. Seinem Gegner war er haushoch überlegen, aber in der 5. Runde ging er, er hatte es wohl vorher einstudiert, langsam zu Boden. Der "blonde Arier" war k.o. Ein trauriges Buch, das viele Fragen offen läßt.

Sicher lautet der Titel des Buches "Deutscher Meister" und als solches wollte es sich wohl nur auf den Ausscheidungskampf beschränken, dies ist jedoch angesichts des Lebenslaufes des Sportlers Trollmann zu wenig. Das Buch endet aprubt und läßt viele Fragen offen. Gerade für Leser, die den Boxer bisher nicht kannten. Wer sich nur für die boxerische Laufbahn von Trollmann interessiert, für den ist das Buch wohl zu empfehlen. Wer sich für sein Leben interessiert, der kann sich im Internet mit viel Wissenswertem versorgen. Insofern hätte es dem Buch gutgetan, dem weiteren Leben von Trollmann nach dem letzten Kampf noch einige Kapitel anzufügen, da der schlimmste Kampf seines Lebens ihm in den Folgejahren noch bevorstand.

Als Fazit möchte ich anmerken. Trotz aller Kritik an dem Buch ist es wichtig, daß es geschrieben wurde, um einem Vergessen dieser Zeit entgegenzuwirken. Es wird viele, die es lesen, dazu anregen, sich mehr Hintergrundwissen über Johann Rukelie Trollmann anzueignen.