Staubtrocken

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Um es gleich zu sagen: Dieses Buch hat mich an meine Grenzen gebracht, ich musste mich zum Ende quälen und habe erleichtert aufgeatmet, als ich endlich die letzte Seite hinter mir hatte.

Die Autorin Stephanie Bart hat sich ein spannendes und meines Wissens nach weitestgehend bislang unangetastetes Thema für ihr Debüt gewählt: Ein Ausschnitt aus dem Leben des deutschen Sinto-Boxers Johann „Rukelie“ Trollmann zur Zeit des Dritten Reiches. Wir erleben, wie der umschwärmte und talentierte Trollmann auf Grund seiner Herkunft allmählich ausgeschaltet werden soll, wie er sich auf seinen großen Kampf vorbereitet und aus diesem Kampf schlussendlich als Verlierer hervor geht.

Barts Erzählstil ist sehr trocken, um nicht zu sagen staubtrocken. Ihre Figuren blieben für mich blass und langweilig. Wo sind die Emotionen? Hatten Sie Leidenschaften, Träume, Gedanken, Schwächen (mal abgesehen von den Kassler-Gelüsten des 1. Vorsitzenden)? Sie schreibt stellenweise so nüchtern und unatmosphärisch, dass ich Probleme hatte am Buch zu bleiben. Am Ende habe ich mich dann auch tatsächlich gefragt, wer dieser Trollmann eigentlich war. Was hat ihn noch aus gemacht, außer sein Talent und schließlich sein Schicksal?
Ja und warum hat sich Bart seitenweise mit den Eliminierungsversuchen durch den 1. Vorsitzenden beschäftigt? Warum zog sich der Kampf zwischen Trollmann und Gegner Witt gefühlt über 100 Seiten? Das konnte ich nicht nachvollziehen.

Alles in allem kann ich dieses Buch nicht weiter empfehlen. Natürlich ist es Bart jedoch hoch anzurechnen, dass sie einen Aspekt des Themas Sport im Dritten Reich in das Bewusstsein der Leser zu rücken versucht und bei der Lektüre spürt man auch, dass sie für ihre Geschichte viel recherchiert haben muss.